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CitizenLab zufolge könnte es sein, dass die Hersteller der Social-Media-Plattformen sogenanntes Overblocking anwenden, also aus Angst vor Strafen mehr sperren als vorgeschrieben ist.

Foto: REUTERS

Die populärste Chat-App Chinas, WeChat, soll bereits am ersten Jänner in Bezug auf das Coronavirus zensiert worden sein. Das ergibt eine Analyse der kanadischen Rechercheorganisation Citizen Lab. Dasselbe gilt für die dort populäre Live-Streaming-Seite YY. Immer mehr Wörter, die damit im Zusammenhang stehen, wurden mit dem laufenden Ausbruch auf eine schwarze Liste gesetzt.

Gesetz gegen "Gerüchte"

Dass Online-Dienste in China zensiert werden, ist nichts neues: Die Verbreitung von "Gerüchten" ist seit 2014 untersagt, chinesische Unternehmen sind dazu verpflichtet, mit Behörden zu kooperieren – und sind selbst dafür verantwortlich, dass die Wünsche dieser umgesetzt werden.

Die neue Untersuchung suggeriert allerdings, dass die Regierung Diskussionen bereits lange, bevor die Ernsthaftigkeit des Virus öffentlich gemacht wurde, zensiert wurden. Am 31. Dezember wurde zwar die WHO informiert, in der chinesischen Öffentlichkeit hielt man sich aber bedeckt. Erst am 20. Jänner sprach Präsident Xi Jinping die Lage öffentlich an.

Overblocking?

CitizenLab zufolge könnte es sein, dass die Hersteller der Social-Media-Plattformen sogenanntes Overblocking anwenden, also aus Angst vor Strafen mehr sperren als vorgeschrieben ist. Insgesamt zensierte WeChat zwischen 1. Und 31. Jänner 132 Keyword-Kombinationen, die das Coronavirus nannten – beispielsweise "unbekannte Wuhan-Lungenentzündung", zwischen 1. Und 15. Februar sogar 384 Begriffe. Es sei möglich, das während des weiteren Verlaufs Wortkombinationen wieder entsperrt wurden. (red, 4.3.2020)