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Gondoliere in Venedig warten beim leeren Markusplatz auf Fahrgäste. Italien erwartet massive Einbußen im Tourismus aufgrund der Corona-Epidemie.

Foto: AP/Francisco Seco

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Touristen in der Geburtskirche von Bethlehem in Israel auf. Donnerstagnachmittag kam die Meldung, dass Israel die Sehenswürdigkeit aufgrund der Corona-Krise vorsorglich schließt.

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Eine Touristin auf dem Flughafen Wien-Schwechat mit Schutzmaske; derzeit fallen mehrere Flugverbindungen aufgrund des Coronavirus aus.

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Wien – Wiener Hoteliers beklagen infolge der Ausbreitung des Coronavirus und der damit verbundenen Maßnahmen Stornierungen in hohem Ausmaß. Das teilte die Wiener Wirtschaftskammer (WKW) am Donnerstag mit. 11,5 Prozent der Beherbergungsbetriebe hätten bereits Mitarbeiter abgebaut, berichtete die Hoteliervereinigung (ÖHV). Auch der Tourismussoftware-Anbieter easybooking.eu verzeichnet allgemein einen Buchungsrückgang seit Mitte Februar, nicht nur in Bezug auf Krisengebiete.

In Wien treffe es massiv Betriebe, die viele chinesische Touristen beherbergt haben, sowie auf italienische Schüler- und Studentengruppen spezialisierte Unternehmen, berichtete Dominic Schmid, Hotellerie-Obmann der WKW. Kongresse, Messen und Tagungen spielen im Wien-Tourismus eine zentrale Rolle, da Tagungsgäste mehr als doppelt so viel ausgeben wie "normale" Touristen. Immer wieder werden derlei Veranstaltungen derzeit abgesagt oder verschoben.

Minus auch bei Verschiebung

Die Verschiebung des European Congress of Radiology von März auf Juli treffe die Wiener Hotellerie hart, da es sich mit 30.000 Teilnehmern um einen der größten medizinischen Kongresse weltweit handle. "Eine Verschiebung ist natürlich besser als eine Komplettabsage, allerdings stellt diese die Betriebe trotzdem vor einen Umsatzentgang, da die stornierten Zimmer so kurzfristig nicht mehr vergeben werden können", sagt Schmid. Zudem müsse man davon ausgehen, dass im Urlaubsmonat Juli weniger Menschen teilnehmen werden als im März.

Kongressveranstalter kritisiert Behörden

Der Veranstalter des Europäischen Radiologiekongresses (ECR) erklärte am Donnerstag, er habe sich gezwungen gesehen, den Kongress zu verschieben. Man erwäge nun rechtliche Schritte gegen die Stadt Wien und die Republik Österreich, die Behörden keine Anordnung zur Absage der Veranstaltung gegeben hätten und das ganze Risiko auf den Veranstalter abgewälzt worden sei. "Trotz intensiver Bemühungen" sei bis heute keine klare Anweisung oder Entscheidung einer österreichischen Behörde erfolgt, teilte Peter Baierl, Geschäftsführer der Europäischen Gesellschaft für Radiologie, am Donnerstagnachmittag mit.

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Flugplanänderungen folgen

Nachdem Israel wegen des Coronavirus ab Freitag einen Einreisestopp unter anderem für Österreicher verhängt hat, haben die AUA und Wizzair entschieden, Flüge nach Israel zu streichen. Der letzte AUA-Flug geht am Samstag, dann werden die täglich drei Flüge den März über ausgesetzt, sagte eine Sprecherin. AUA-Passagiere, deren Flug gestrichen wird, werden, wenn möglich, umgebucht oder erhalten eine Rückerstattung des Flugpreises. Die AUA bittet alle Fluggäste, die eine Verbindung im betroffenen Zeitraum gebucht haben, sich auf austrian.com unter "Meine Buchungen" über den Status ihres Fluges zu informieren. Auch Lufthansa und Swiss streichen mit Sonntag ihre Israel-Verbindungen bis 28. März. Insgesamt fallen im März 7.100 Lufthansa-Flüge mit Schwerpunkt Deutschland und Norditalien aus. Aber auch andere Verbindungen in Europa sind betroffen, insgesamt ein Viertel der Verbindungen.

Wizzair lässt zudem einige Verbindungen von Wien nach Tel Aviv und Eilat ausfallen. Wie viele Verbindungen es genau sind, war noch unklar. Betroffene würden rechtzeitig informiert. Auch von Laudamotion hieß es, man prüfe die Auswirkungen von Israels Einreiseverbot. Offen war, wie die israelische Linie El Al mit der neuen Situation umgehen will, die am Mittwoch bekanntgab, aufgrund der Corona-Krise 1.000 ihrer 6.000 Mitarbeiter abzubauen.

Flugpläne ausgedünnt

Erst am Mittwoch hatte die AUA bekanntgegeben, dass im März 14 von 82 Flugzeugen auf dem Boden bleiben, da der Flugplan für diesen Monat um 20 Prozent reduziert wurde. Davon betroffen sind Verbindungen von Wien nach Mailand, Venedig, Bologna, Florenz, Rom und Neapel sowie bis Ende April nach Peking, Schanghai und Teheran.

Die britische Regionalfluggesellschaft Flybe hat unterdessen Insolvenz angemeldet. Berichten zufolge hat die bereits angeschlagene Fluggesellschaft dem durch das Coronavirus verursachten Rückgang der Reisenachfrage nicht mehr standgehalten. Auch die US-Fluggesellschaft United Airlines streicht infolge der Ausbreitung des Coronavirus ihren Flugplan erheblich zusammen. Internationale Flüge sollen im April um 20 Prozent eingeschränkt werden.

Was Reisenden zusteht

Der ÖAMTC rät Reisenden, die bereits Flüge in von Ausfällen betroffene Destinationen gebucht haben, sich rasch mit der Airline oder dem Reisebüro in Verbindung zu setzen. "Gemäß den EU-Fluggastrechten muss Passagieren im Fall einer Annullierung eine kostenfreie Umbuchung angeboten oder – wenn der Flug hinfällig geworden ist – die Ticketkosten rückerstattet werden", sagt ÖAMTC-Juristin Verena Pronebner. Das Recht auf Umbuchung oder Erstattung des Flugpreises bestehe allerdings nicht, wenn der Passagier den Flug selbst storniert.

Ob den Flugpassagieren Ausgleichszahlungen zustehen, die über die Umbuchung oder Kostenerstattung hinausgehen, ist laut Pronebner fraglich beziehungsweise im Einzelfall zu prüfen. Dabei gehe es etwa um den Zeitpunkt der Information über die Flugannullierung. So entgehe die Airline der Ausgleichszahlungspflicht, wenn sie die Passagiere nachweislich mehr als zwei Wochen vor dem Flugdatum persönlich über die Annullierung informiert hat.

Die gleichen Regeln gelten für Passagiere, die von gestrichenen Bahnreisen oder Linienbusfahrten betroffen sind, deren Strecke mehr als 250 Kilometer lang ist.

"Schlimmstes Virus ist Hysterie"

Italien befürchtet dramatische Auswirkungen der Coronavirus-Krise auf seine Umsätze in der Tourismusbranche. Von März bis Ende Mai rechne man wegen eines Minus bei den Nächtigungen mit Verlusten von 7,4 Milliarden Euro, hieß es am Mittwoch. "Die Lage ist für den gesamten Sektor dramatisch. Wir zahlen einen hohen Preis für eine mediale Kommunikation, die tödlicher als das Virus ist. Das schlimmste Virus ist Hysterie", sagte Luca Patané vom italienischen Tourismus- und Handelsverband.

Der Flugverkehr nach Mailand ist zwischen 15. Februar und 2. März um 49,7 Prozent eingebrochen. Die Mailänder Flughäfen Malpensa und Linate verlieren täglich 100.000 Passagiere, berichtete die Zeitung "La Repubblica". Die Flughäfen Venedig, Verona und Treviso beklagten ein Passagierminus von 60 Prozent, was 22.000 Personen pro Tag entspricht. Es wäre möglich, dass das Personal der Flughäfen auf Kurzarbeit umgestellt werden muss. (APA, red, 5.3.2020)