Jurij Rodionov tritt im zweiten Einzel an.

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Graz – Und fast plötzlich ist wieder Daviscup. Daviscup, wir erinnern uns: Der Tennisländerkampf, der in der Vergangenheit so manche Legenden geschrieben hat, der für so manch wahnwitzige Fünfsatzpartie gesorgt hat, der für Drama und Spannung stand. Das war einmal. Der Daviscup wurde reformiert, aktuell rittern die Landesverbände an zwei Wettkampftagen für die Qualifikation für ein Finalturnier Ende November in Madrid. Um den Termin gibt es Gezanke, eigentlich ist die Saison da nämlich schon vorbei. Österreich will trotzdem hin.

Darum ist es gut, dass ÖTV-Teamkapitän Stefan Koubek weiß, dass am Freitag und Samstag in Graz Daviscup ist. Als Gegner reiste Uruguay an. Gespielt wird auf Hartplatz, Schauplatz ist die Schwarzlsee-Halle in Premstätten, früher Unterpremstätten. Da klingelt es: 1994 bezwang Thomas Muster im Duell mit Deutschland Michael Stich mit 12:10 im fünften Satz. Horst Skoff verlor damals die entscheidende Partie. Schnee von vorgestern.

Österreichs Team wird von Dennis Novak als Nummer eins angeführt. Der Niederösterreicher ist aktuell 85. der Weltrangliste und somit so gut wie noch nie. Spezi Dominic Thiem ist nicht dabei. Die Nummer drei der Welt ist schon in den USA, war in der Harry Potter World in Orlando und bereitet sich auf das 1000er-Turnier in Indian Wells vor. Dort muss er den Titel verteidigen. Da passt ein Daviscup-Termin in Graz so gut in den Terminkalender wie eine Zigarette ins Auge. Aber damit war zu rechnen: Schon vergangenes Jahr, bezeichnete Manager Herwig Straka, der auch als Veranstalter in Graz fungiert, die Chancen auf Thiems Teilnahme bei "unter 50 Prozent".

Rückenwind

Novak springt also als Leader ein, als zweiten Spieler, statt Sebastian Ofner, nominierte Koubek Jurij Rodionov. Der 20-Jährige sei "in starker Form", begründete Koubek bei der Auslosung am Donnerstag seine Entscheidung. Das stimmt. Rodionov kommt mit zwei Challenger-Siegen, ordentlich Punkten und einem großen Sprung in der Weltrangliste zu seinem zweiten Daviscup-Auftritt. Sein Debüt feierte er vergangenes Jahr gegen Chile, da war das Blatt aber fast noch ganz leer. Er selbst sieht sich aktuell auf "Wolke sieben", die Titel in Mexiko und vor allem beim stark besetzten Turnier in Dallas im Februar schwemmten Rodionov in der Weltrangliste zweihundert Plätze nach vorn, aktuell ist er 168.

Der Linkshänder hat die Ansätze und die Waffen für einen sehr guten Tennisspieler, er selbst würde sich aktuell ein wenig "mehr Lässigkeit" wünschen. Tennis wird zum Großteil im Kopf entschieden. Woher die Leistungssteigerung kam? "Ich trainiere seit Ende 2019 bei Wolfgang Thiem. In Nordamerika war der Argentinier Javier Frana als Touring-Coach dabei, "das hat sehr geholfen", sagte Rodionov bei der Auslosung. Frana war als Spieler 30. der Weltrangliste und hat "sehr viel Ahnung von Tennis". Aktuell ist Rodionov Sechster im "Race to Milan", den Finals der Nachwuchsspieler.

Prognose?

Prognosen sind gegen die Gäste aus Uruguay schwierig, dass auf Hartplatz gespielt wird, dürfte kein Nachteil sein. Bei Uruguay ist der Scheinwerfer auf Pablo Cuevas, Rodionovs erste Aufgabe, gerichtet. Der 34-Jährige ist als 60. der Rangliste nominell der stärkste Spieler auf dem Plan. Sein bestes Tennis spielt er auf Sand, er ist bekannt für spektakuläre Schläge. Das ÖTV-Team komplettiert das Doppel Oliver Marach und Jürgen Melzer. Den Anfang macht am Freitag Novak gegen Pablos jüngeren Bruder Martin Cuevas. (Andreas Hagenauer, 5.3.2020)