In den Lagern auf den griechischen Inseln herrscht Elend, und jeden Tag rückt ein neues türkises Regierungsmitglied aus, um zu erklären, dass und warum Österreich nicht das Elend für ein paar hundert Frauen und Kinder beenden kann, auf welche Weise auch immer. An der Spitze der Bundeskanzler: Österreich sei unter den Staaten, die am meisten von der Flüchtlingskrise "belastet" worden seien.

Für Europa stimmt das, international keineswegs. Dann kann man noch fragen, wie man "Belastung" definieren soll. Finanziell auf jeden Fall. Genau ist es nicht zu sagen, aber 2016 und 2017 lag nach Berechnungen des Parlamentsbudgetdiensts die Belastung bei etwa zwei Milliarden Euro.

Geflüchtete afghanische Kinder auf der griechischen Insel Lesbos.
Foto: imago/Tatiana Bolari

Integrationsministerin Susanne Raab, eine Erfindung von Kurz, sagt jetzt, "Österreich hat die Folgen von 2015 noch nicht überstanden". Aber welche Folgen genau? Zwar haben sehr viele Menschen 2015 Vertrauen in den Staat verloren, als Zehntausende mehr oder minder unkontrolliert über unsere Grenzen kamen. Trotzdem wollen viele, vielleicht dieselben, nicht, dass Kinder verkommen.

Unpolemischer Vorschlag: Vielleicht sollte sich jeder fragen, ob die Folgen von 2015 wirklich so schwer waren, dass man jede Humanität ausblenden muss. Ob man sich zufriedengibt mit den sturen "Geht nicht"-Formeln der Regierenden. Und ob es zu viel verlangt ist von diesen Regierenden, sich etwas mehr einfallen zu lassen. (Hans Rauscher, 5.3.2020)