Die Geschäfte der früheren Privatbank waren mitunter ebenso spannend wie weltumspannend.

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Wien – Die frühere Meinl Bank, die als Anglo Austrian AAB AG abgewickelt wird und wegen Zahlungsunfähigkeit in Konkurs ist, unterhielt ebenso weitreichende wie spannende Geschäftsbeziehungen. Wie berichtet reichten die von Zypern über Russland bis Nordkorea – und es gibt auch Verbindungen nach Kuba.

Wie sich aus dem Konkursantrag erschließt, hat die einstige Privatbank Forderungen gegen den kubanischen Staat bzw. die dortige Nationalbank. Diese Forderungen von 14,5 Millionen Euro stehen mit ihren Anschaffungskosten von 4,5 Mio. Euro in den Büchern. Es ist also davon auszugehen, dass die Exbank die Forderungen gekauft hat. Allerdings sie sind mit einem Abtretungsverbot belegt, dürfen nur mit Zustimmung des Schuldners oder der ungarischen Regierung übertragen werden. Die Konkursantragsteller gehen davon aus, dass die Forderung uneinbringlich ist.

(Un-)Sicherheit in Moskau

Ebenso pessimistisch schätzen sie die Chance ein, einen Kredit (2,7 Mio. Euro) zurückzubekommen, der an die zypriotische Muttergesellschaft einer insolventen ukrainischen Bank vergeben wurde. Später hat die Meinl Bank eine Garantie zu ihren Gunsten übernommen, die mit drei Grundstücken besichert war. Eines davon konnte verwertet werden, zwei weitere Immobilien gibt es in Moskau. Trotzdem rechnet man nicht damit, das Geld wiederzusehen.

Optimismus herrscht dagegen bezüglich der Rückholung von Krediten über 8,3 Mio. Euro. Die wurden an die Gesellschafter der Exbank bzw. deren Töchter vergeben – und die sind wohl zahlungsfähig und -willig: Man geht davon aus, dass die Forderung "voll einbringlich" ist. Zur Erinnerung: Die frühere Meinl Bank gehört zu 99,992 Prozent der niederländischen B.V. Belegging-Maatschappij Far East. Sie ist Julius Meinl V. zuzurechnen und jene Gesellschaft, die der Republik 2015 ihre erste Schiedsklage gemäß Investitionsschutzabkommen eingebracht hatte. Begründung: Die langen Ermittlungen der Justiz gegen Julius Meinl V. und andere (Ex-)Banker seien rechtswidrig und beeinflussten den Wert der Investition der Far East in die Bank negativ. Österreich hat das Verfahren gewonnen.

Pech mit Power

Wenig Glück hatte die Exbank auch mit einem Investment der früheren Meinl European Power (MEP). Eine zypriotische MEP-Tochter, die jetzt der Anglo Austrian gehört, wollte ein Kraftwerksprojekt in Ungarn realisieren, daraus wurde aber nichts. Offen ist seither eine Forderung von 13 Mio. Euro gegen eine ungarische Gesellschaft, die Ende 2012 auch treuhändig erlegt wurden, mit Zinsen waren es 15,4 Mio. Euro. Aber: Rausgerückt haben die Ungarn das Geld "wegen einer neuen Gesetzeslage" nicht, man müsse daher ein Verfahren gegen den ungarischen Staat führen. Laut Konkursantragstellern ist nur die Hälfte der Forderung, also rund 7,7 Mio. Euro, werthaltig.

Es gibt aber auch etwas guten Wind. Die Exbank konnte ihre Windparktochter Hohenlohe verkaufen, die in Deutschland zwölf Windkraftwerke betreibt. Der Verkaufserlös soll "zeitnah" fließen. Es geht um einen Vermögenswert von drei Millionen Euro.

Schlechte Aussichten für Gläubiger

Für die Gläubiger gibt es trotzdem Gegenwind. Laut Konkursantrag dürften nur die einlagengesicherten Gläubiger (Spareinlagen bis zu jeweils 100.000 Euro) ihr Geld zur Gänze wiedersehen (die 100.000 Euro eben). Allgemeine Insolvenzgläubiger hätten einen Totalausfall zu befürchten. Und: Bis zur allfälligen Auszahlung einer Quote wird es laut Konkursantrag mehrere Jahre dauern. (Renate Graber, 6.3.2020)