Der Lokführer wurde schwer verletzt in eine Klinik geflogen.

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Mehr als 200 Feuerwehrleute, Sanitäter und Polizisten waren an der Unglücksstelle mit zwei Hubschraubern im Einsatz.

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Rettungskräfte geleiteten die Passagiere aus dem Zug.

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Grund für das Unglück dürfte ein Erdrutsch gewesen sein.

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Straßburg – Bei einem Zugunglück nahe Straßburg sind am Donnerstag 22 Menschen verletzt worden. Ein französischer TGV-Hochgeschwindigkeitszug mit fast 350 Passagieren an Bord entgleiste bei voller Fahrt, teilte die Präfektur mit. Der Lokführer wurde schwer verletzt, die Passagiere erlitten zumeist Prellungen und einen Schock. Als Unglücksursache gilt ein Erdrutsch an einer Böschung.

Nach Angaben der Bahngesellschaft entgleisten der Triebwagen und die ersten vier Waggons gegen 7.45 Uhr nahe Ingenheim nordwestlich von Straßburg, rund 40 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Zu dem Zeitpunkt war der Zug demnach mit 270 Stundenkilometern unterwegs. "Dem Lokführer ist es gelungen, die Notbremse zu ziehen, um die Reisenden nicht zu gefährden", erklärte die Bahngesellschaft SNCF.

Unfallursache: Erdrutsch

Zur Unfallursache erklärte die Bahngesellschaft, die Böschung an dem Bahndamm habe nachgegeben. Aufnahmen eines AFP-Fotografen von der Unglücksstelle zeigen einen massiven Erdrutsch bis auf die Schienen. Die Lok wurde bei dem Unglück schwer beschädigt.

Zwei französische Bahngewerkschaften wiesen darauf hin, dass es in der Region zuvor starke Regenfälle gegeben hatte. Sie riefen die Verantwortlichen auf, Bahnstrecken vor "klimatischen Risiken" zu schützen und besser zu befestigen. Die Straßburger Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung ein. Auch die französische Verkehrsministerin Elisabeth Borne veranlasste eine Untersuchung.

Mehr als 200 Feuerwehrleute, Sanitäter und Polizisten waren an der Unglücksstelle mit zwei Hubschraubern im Einsatz. Rettungskräfte geleiteten die Passagiere aus dem Zug.

Nach einer neuen Bilanz der Präfektur gab es 22 Verletzte, von denen vier ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Der Lokführer erlitt bei dem Unglück eine schwere Quetschung des Brustkorbs, der Bordchef wurde am Rücken verletzt. Die meisten Passagiere wurden dagegen nur leicht verletzt.

Notbremsung

Eine Reisende aus dem verunglückten TGV sagte dem Radiosender France Bleu Alsace, es habe eine "sehr starke Erschütterung gegeben". Dabei seien Risse in Fensterscheiben entstanden. Der Zug habe dann scharf gebremst. "Er ist nicht umgestürzt, neigt sich aber zur Seite", berichtete sie.

"Wir haben uns festgehalten, um nicht nach vorne geschleudert zu werden", sagte der Zugreisende Abba Perez, der mit anderen Passagieren in den Gemeindesaal von Ingenheim gebracht wurde. "Es gab einen Aufprall, Rauch, und wir hatten ein wenig Angst", erzählte der Straßburger Student Julien. "Alle sind aber ruhig geblieben."

Der Zug war von der elsässischen Stadt Colmar nach Paris unterwegs. Der Zugverkehr auf der Schnellstrecke wurde umgeleitet, dabei kam es zu Verspätungen.

Zuletzt war 2015 ein TGV bei einer Testfahrt auf der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Paris und Straßburg entgleist. Dabei kamen elf der gut 50 Insassen ums Leben. (APA, 5.3.2020)