Erklärvideo zu Covid-19: Panik ist nicht angebracht, dennoch ein paar Vorsichtsmaßnahmen.

DER STANDARD

Die Behörden betonen, dass innerhalb von vier Stunden festgestellt werden kann, ob jemand mit dem Coronavirus infiziert ist. Es kann aber auch wesentlich länger dauern.

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Wien – Der Aufwand, Corona-Verdachtsfälle zu überprüfen, ist enorm. Täglich werden in Österreich hunderte Proben genommen, viele davon von fliegenden Teams, die betroffene Personen zu Hause besuchen. Mitunter kommt es dabei zu hinterfragenswerten Vorgangsweisen und langen Wartezeiten.

Bei der landesweit gültigen Gesundheitshotline 1450 müssen Anruferinnen und Anrufer Geduld beweisen. Frau S. hing beispielsweise zwei Stunden in der Warteschleife. Sie rief am Montag eigentlich für ihre erwachsene Tochter an, an deren Arbeitsplatz eine Corona-Infektion festgestellt wurde. Die Tochter hatte sich schon knapp davor nicht wohlgefühlt. Doch die Mutter erhielt telefonisch keine Auskunft, denn es werde nur mit direkt Betroffenen gesprochen, hieß es.

Rückruf versprochen

Also rief die Tochter später selbst an und kam schon nach eineinhalb Stunden durch. Aufgrund ihrer Schilderungen wurde sie telefonisch zum Verdachtsfall erklärt. Ihr wurde aufgetragen, zu Hause zu bleiben. Der Mutter, die im gleichen Haushalt wohnt, wurden keine spezifischen Verhaltenstipps gegeben, sie könne jederzeit ein und aus gehen, wurde ihr beschieden. Dann versprach die Stimme der Hotline einen baldigen Rückruf mit genaueren Anweisungen.

36 Stunden Funkstille

Es folgte eine 36-stündige Funkstille, schildert Frau S. Schließlich erhielt man die Anweisung, einen medizinischen Dienst zur Abnahme einer Probe zu kontaktieren. Dort lief ein Band, das auf ausschließlich nächtliche Betriebszeiten zwischen 19 Uhr und sieben Uhr früh hinwies. Also wieder Stunden gewartet, am Abend einen Termin zur Abnahme einer Probe vereinbart. Es werde dauern, hieß es, in Wien seien derzeit nur drei Autos unterwegs. Mitternacht könne es schon werden – es wurde 3.18 Uhr.

Zur Abnahme der Proben aus Rachen und Nase musste die Tochter vor die Wohnungstür, anschließend entledigte sich das Notfallteam gleich ebendort seiner Schutzkleidung und trug der verdutzten Patientin und deren Mutter auf, den Müll zu entsorgen. Das Ergebnis, ob sie infiziert sei oder nicht, werde umgehend mitgeteilt.

Doch bis Donnerstagnachmittag gab es keine Rückmeldung. Frau S. zweifelt daran, dass die zuständigen Stellen alles im Griff haben.

Anweisung: Wenig bewegen

Aber auch in manchen Großraumbüros herrscht offenbar Verunsicherung, die skurrile Blüten treibt. So wurde Herrn V. von der Chefetage aufgetragen, "sich so wenig wie möglich" durchs Büro zu bewegen. Grund: Herr V. ist ehrenamtlicher Notfallsanitäter. Offenbar wird befürchtet, dass er als solcher mit Corona-infizierten Patienten in Kontakt kommen und sich und andere anstecken könnte. Zudem wurde er angewiesen, von Kollegen zumindest zwei Meter Abstand zu halten. Ein Sitznachbar, der zu nahe saß, musste aus diesem Grund schon den Platz räumen. (Michael Simoner, 6.3.2020)