Faschismus oder ein Symbol dagegen? Die Meinungen über dieses Shirt, das in einer Auslage in Innsbruck hing, gehen auseinander.

Foto: Privat

Innsbruck – Ein Passant entdeckte am Freitagmorgen in einem Geschäft in der Innsbrucker Innenstadt ein für ihn befremdliches Shirt: Es zeigt vier Einkaufswägen, die in Hakenkreuzformation in einem weißen Kreis auf rotem Grund angeordnet sind, darüber die Aufschrift "Kaufrausch Tyrol". Auch im Online-Shop ist es nach wie vor im Archiv des Jahres 2010 zu finden. Der Passant meldete das der Polizei, diese bestätigt einen Einsatz.

Der Besitzer des T-Shirt-Shops, Thom Melmer, spricht von einer antifaschistischen Intention. "Das ist im Kontext künstlerischer Provokation zu sehen", sagt er. "Wir wollen Nazis anprangern, es geht darum, den Konsumrausch als faschistische Aktion darzustellen." Das Shirt sei vor zehn Jahren von einem überzeugten Antifaschisten entworfen worden, die Aufschrift "Kaufrausch Tyrol" sei eine kritische Anspielung darauf, dass das vor zehn Jahren wiedereröffnete Innsbrucker Kaufhaus Tyrol einst durch die Nazis arisiert worden war.

Anspielung auf Arisierung des Kaufhauses Tyrol

Tatsächlich wurde das 1908 eröffnete Kaufhaus in den 1930er-Jahren immer wieder Ziel antisemitischer Übergriffe. Parolen von Mitgliedern der SA wie "Wer beim Juden kauft, ist ein Volksverräter" führten zu extremen Umsatzrückgängen, ehe das Kaufhaus durch die Nationalsozialisten geschlossen und arisiert wurde. Im Oktober 1938 kam es zur Übernahme des Hauses, des Lagers sowie des kompletten Inventars für 575.000 Reichsmark, wobei allein der Wert des Hauses zu der Zeit auf eine Million geschätzt wurde. Erst 1959 kam es zu Restitutionszahlungen. Seit 2004 ist der Immobilien-Investor René Benko Eigentümer des Kaufhauses. 2010 wurde eine Gedenktafel enthüllt.

Der Passant zeigte sich vom Shirt jedenfalls sehr irritiert: "Wer so was produziert, weiß, was er da produziert. Und wer so was trägt, weiß auch, was er da trägt", sagt er. Er ging prompt zur Polizei. Die zuständige Polizeidirektion bestätigt die eingelangte Meldung und einen entsprechenden Einsatz – nun müsse die Staatsanwaltschaft den Sachverhalt beurteilen.

Shopbesitzer Melmer gibt an, er habe sämtliche Shirts mit diesem Druck der Polizei mitgegeben, betont aber, dass das Shirt des Anstoßes schon seit zwei Jahren in der Auslage hängen würde. (elas, faso, 6.3.2020)