Britische Soldaten trafen unmittelbar nach der Attacke ein und sicherten die Umgebung.

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Ein verletzter Mann wurde abtransportiert.

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Kabul – Bei einer Gedenkveranstaltung mit mehreren hochrangigen afghanischen Politikern im Westen der Hauptstadt Kabul ist es am Freitag zu einem bewaffneten Angriff gekommen. Nach Angaben des Innenministeriums wurden mindestens 31 Zivilisten getötet und 61 verletzt. Ein Sprecher des afghanischen Innenministeriums sagte am Freitag, unter den Toten seien Frauen und Kinder. Alle hochrangigen Politiker sollen sich in Sicherheit befinden.

Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hat den Anschlag für sich reklamiert. Die Terrorgruppe veröffentlichte am Freitag ein Foto der beiden Attentäter vor einer Flagge des IS in den sozialen Netzwerken. Demnach hätten die beiden Männer die Gedenkveranstaltung in der afghanischen Hauptstadt Kabul unter anderem mit Maschinengewehren, Handgranaten und Granatwerfern angegriffen.

IS will Instabilität säen

Die Echtheit der Erklärung ließ sich zunächst nicht überprüfen. Sie wurde jedoch über die üblichen Kanäle des IS im Internet verbreitet. Rita Katz, Direktorin der auf Online-Propaganda von Extremisten spezialisierten Site Intelligence Group, sprach von einem Bekennerschreiben. Ziel des IS sei es, so viel Instabilität wie möglich nach dem USA-Taliban-Abkommen zu säen.

Bei der Kundgebung handelte es sich um eine Gedenkveranstaltung für den vor 25 Jahren verstorbenen schiitischen Milizenführer Abdul Ali Masari, an der nach offiziellen Angaben auch Regierungsvertreter teilgenommen hatten, darunter der Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah, der laut seinem Sprecher unverletzt blieb und in Sicherheit gebracht wurde. "Das Ziel des Angriffs war nicht klar, aber Dr. Abdullah ist jetzt an einem sicheren Ort", sagte der Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Während einer Eröffnungsrede seien Schüsse und Explosionen zu hören gewesen.

Taliban dementiert

Spezialkräfte machten sich auf den Weg zu dem Schauplatz der Tat, wie Nasrat Rahimi, Sprecher im afghanischen Innenministerium, erklärte. Der Angriff auf die Veranstaltung erfolgte demnach von einem höher gelegenen Gebäude aus.

Ein Sprecher der Taliban dementierte auf Twitter umgehend, für den Angriff verantwortlich zu sein.

Die USA und die radikalislamischen Taliban hatten am Wochenende ein Abkommen unterzeichnet, das den Weg für einen dauerhaften Frieden in Afghanistan und für einen Abzug der US-Truppen aus dem Land ebnen soll. Allerdings gab es seither bereits dutzende Taliban-Angriffe. Am Dienstag sollen laut Plan erste Gespräche zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban beginnen.

Trump: "Jedes Land muss für sich selbst sorgen"

US-Präsident Donald Trump hält eine Machtübernahme der radikalislamischen Taliban in Afghanistan nach dem Rückzug der US-Truppen für möglich. "Es ist nicht geplant, dass es so kommt. Aber es wird womöglich so kommen", antwortete Trump am Freitag auf die Frage, ob die Taliban die afghanische Regierung nach dem US-Rückzug aus dem zentralasiatischen Land entmachten könnten. "Jedes Land muss für sich selbst sorgen", formulierte Trump seine Sichtweise. "Man kann jemandes Hand nur eine bestimmte Zeit halten." (APA, red, 6.3.2020)