Interessante, dynamische Notationsweise: ein bisher unbekanntes und unbezeichnetes Klavierstück von Ludwig van Beethoven (ca. 1790–1792).

Wienbibliothek im Rathaus

Die Wienbibliothek im Rathaus verfügt über eine beachtliche Anzahl von Briefen Ludwig van Beethovens, die auch online gründlich studiert werden können. Nun stehen diese Preziosen gemeinsam mit einigen Kompositionen – etwa einem Fragment der Ouvertüre Zur Weihe des Hauses – sowie frühen Drucken im Mittelpunkt einer Ausstellung rund um Beethoven und seine Verleger.

Damit wird eine bekanntermaßen komplizierte Beziehung beleuchtet. Denn einerseits benötigte der Komponist die Musikverlage zur Sicherung seines Einkommens – und damit auch seiner künstlerischen Eigenständigkeit. Andererseits war ihm die Neigung der Verleger zur Gewinnmaximierung ein ständiger Dorn im Auge. Er entwickelte so einen "Unwillen, sich um die profane Vermarktung seiner Kunst kümmern zu müssen", wie Thomas Aigner, Leiter der Musiksammlung und Kurator der Ausstellung, erläutert.

Konkurrenz der Verlage

Als er sich doch um diese Themen kümmerte, tat er dies mit wechselndem Erfolg. Zuweilen konnte er konkurrierenden Verlagen dasselbe Werk mehrfach verkaufen, oft setzte er sich aber auch gegen Verleger zur Wehr, die seine unerlaubt publizierten – und ärgerte sich umso mehr, wenn dies auch noch fehlerhaft geschah.

Zu einem wichtigen Verlag für Beethoven wurde insbesondere Artaria & Comp., der schon die Werke von Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozarts herausgebracht hatte. Ein Teil des Firmenarchivs befindet sich in der Wienbibliothek und lässt in der Ausstellung eine legendäre Episode Revue passieren: eine solche Veröffentlichung gegen den Willen des Komponisten, der die Ausgabe des Streichquintetts op. 29 dann in der Wiener Zeitung als "höchst fehlerhaft, unrichtig, und für den Spieler ganz unbrauchbar" brandmarkte.

Zwiespältiges Verhältnis

Sein eher heftiger Ausruf "Hol euch der Teufel? Behüt euch Gott" spiegelt sein zwiespältiges Verhältnis zu den Verlegern wider. Die Ausstellung thematisiert schließlich auch, wie Beethovens Nachlass 1827 versteigert und jene Ausgabe seiner sämtlichen Werke in Angriff genommen wurde, die noch der Komponist selbst initiieren wollte.

Die Ausstellung präsentiert auch ein Begleitprogramm: So wurde etwa unlängst bereits ein erst kürzlich entdecktes kurzes Klavierstück Beethovens uraufgeführt. Daneben wird es auch eine Buchpräsentation (Beethoven Visuell. Der Komponist im Spiegelbildlicher Vorstellungswelten, Hollitzer-Verlag, 26. 5.), einen Vortrag von Thomas Aigner zum Ausstellungsthema (25. 6.) sowie eine Lesung von Schauspieler Wolfram Berger aus Beethovens Briefen (24. 9.) geben. (7.3.2020)