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Der Taifun Hagibis, der im vergangenen Oktober über Japan hinweggezogen ist, hat in der Präfektur Fukushima nach Angaben von Greenpeace zu einer Rekontaminierung von Böden mit radioaktivem Cäsium geführt.
Fukushima – Der Bericht kommt für die um Besänftigung bemühte japanische Regierung zu einem höchst ungünstigen Zeitpunkt: Zweieinhalb Wochen vor Beginn des Fackellaufs als Auftaktveranstaltung der am 24. Juli beginnenden Olympischen Sommerspiele in Tokio macht Greenpeace publik, dass die Strahlungswerte rund um das im März 2011 havarierte Kernkraftwerk Fukushima teilweise stark gestiegen statt gesunken sind. Zurückzuführen sei dies auf den Taifun Hagibis, der in der ersten Oktoberhälfte 2019 gewütet hat, schreibt die Umweltorganisation in ihrem Bericht.
Zwar seien in der hauptbetroffenen Präfektur Fukushima, wie von der Regierung angeordnet, zuvor große Flächen an kontaminiertem Erdreich abgetragen worden, mit den Wäldern sei aber nichts passiert. Durch den Starkregen sei erneut radioaktives Cäsium dorthin gelangt, wo zuvor dekontaminiert wurde, was kein Wunder sei, zumal an die 70 Prozent der Präfektur Fukushima aus bewaldetem Gebiet bestehen. An einigen Punkten lägen die Messergebnisse um das Zigfache über dem gesundheitlich unbedenklichen Wert, geht aus dem Bericht hervor, den DER STANDARD einsehen konnte.
Messungen erfolgten im Herbst 2019
Die Messungen wurden von Greenpeace kurz nach Abzug des Taifuns Ende Oktober, Anfang November 2019 vorgenommen. Zwar gibt es Regionen, wo die gemessene Strahlung tatsächlich zurückgegangen ist, aber auch solche, wo sie gestiegen ist, teilweise sogar deutlich. Strahlende Hotspots wurden selbst in Regionen festgestellt, die schon vor Jahren für die Besiedelung wieder freigegeben wurden. Sogar auf dem Gelände, wo am kommenden 26. März der Staffellauf des olympischen Feuers beginnen soll, der durch alle 47 japanischen Präfekturen bis zum Bestimmungsort Tokio führt, wurde extrem hohe Strahlung gemessen.
Dabei handelt es sich um das J-Village, das ehemalige Trainingszentrum des japanischen Fußballverbands. An einem der Messpunkte stoppte der Ausschlag des Geigerzählers am Boden erst bei 71 Mikrosievert pro Stunde. Dies ist das 1.750-Fache des Vorkrisenwerts. Im J-Village waren nach der durch ein Erdbeben und den daraus resultierenden Tsunami ausgelösten Reaktorkatastrophe Arbeiter untergebracht, die im betroffenen Kernkraftwerk radioaktive Abfälle beseitigt haben.
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Das abgetragene kontaminierte Erdreich lagert unter freiem Himmel auf Fußballfeld großen Flächen in schwarzen Müllsäcken. Noch sei unklar, was damit geschehen soll, heißt es bei Greenpeace. Die Situation sei alles andere als rosig.
Am Mittwoch jährt sich das Ereignis zum neunten Mal. Am 11. März 2011 wurde der AKW-Komplex Fukushima Daiichi nach einem gewaltigen Seebeben durch einen Tsunami zerstört. In drei der sechs Meiler kam es damals zur Kernschmelze. Mehr als 100.000 Bewohner der Umgebung mussten evakuiert werden. (Günther Strobl, 9.3.2020)