Dennis Novak spielt Daviscup und ATp-Cup für Österreich.

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"Straka: "Es gibt Gespräche zwischen den Verbänden"

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"Katastrophe", Llyeton Hewitt war schon immer ein (für einen Tennisspieler) kleiner Mann großer Worte. September 2018, Daviscup-Duell zwischen Österreich und Australien in Graz. Das letzte im alten, bekannten, ja bewährtem Format. Australiens Kapitän Hewitt war grantig, sein Urteil über die Reform des wichtigsten Ländervergleichs im Herrentennis unmissverständlich: "Katastrophe."

Der Daviscup schrieb Geschichten. Geschichten über lange Matches, wilde Fights, große Emotionen, gefärbt durch einen Patriotismus, der Ländervergleichen nun einmal so innewohnt. Wir gegen die, Heimspiel oder Auswärtsspiel, Aufstieg, Abstieg oder Verbleib in der Weltgruppe. Der Lohn für teils weite Reisen waren Prestige, Ruhm, nationales Schulterklopfen. Veranstaltet wird das Turnier seither jeher vom internationalen Tennisverband (ITF) und seit Neuestem von der Investmentfirma Kosmos um den spanischen Fußballer Gerard Piqué. Das Format hat sich geändert: Die Matches wurden kürzer, die Events kurzweiliger. Statt auf drei Gewinnsätze wird nurmehr auf zwei Sätze gespielt, eingedämpft auf zwei statt drei Tage. Das ist der Zahn einer Zeit, in der sich Aufmerksamkeitsspannen zwischen Youtube-Clips und einer Folge "How I Met Your Mother" abspielen – und nicht das Problem.

Finaler Testcharakter

"Die Schwierigkeiten am alten Format waren die weiten Reisen und die vielen Termine", sagt Herwig Straka. Der Steirer organisiert den aktuellen Daviscup zwischen Österreich und Uruguay in Graz, ist Manager von Österreichs abwesender Nummer eins Dominic Thiem und außerdem in der ATP-Council. Umtriebig also. Das alte Format, in dem sich Länder in einem K.-o.-Bewerb für das Finale qualifizieren ist Geschichte, seit 2019 gibt es ein Qualifikationsduell und ein Finalturnier, das im November, also nach der Saison, in Madrid stattfindet. Die Premiere vergangenes Jahr in der spanischen Hauptstadt war durchwachsen. Viele Spiele, lange Tage, überschaubares Zuschauerinteresse. Am Ende gewann Gastgeber Spanien. Vielmehr bleibt davon auch nicht. Es hatte Testcharakter, die Übung ist nicht unbedingt geglückt. Vor allem der Termin Ende November sorgte für Unmut.

Spaß statt Tradition

Dennoch: "Es sind sich alle einige, dass es den Daviscup als Marke und als Teamevent weitergeben muss", sagt Straka in Graz. Der aktuelle Modus sei "ein Zwischenschritt, das Format mit Qualifikationsturnier und Finalevent wird aber wohl beibehalten." Die Qualifikationsrunden sind für kleinere Verbände eine Chance. Eine Chance, ein Tennisevent im Rampenlicht zu veranstalten. Der Daviscup zehrt noch immer von seinem Ruf als Traditionsbewerb. Die Geschichten, die Legenden hallen noch nach.

Keine Tradition hat hingegen der neue ATP-Cup. Dafür soll er Spaß machen. Das liegt vor allem am Termin. 2020 ins Leben gerufen, findet der neue Teambewerb direkt vor den Australian Open statt. Die Spieler kommen aus der Vorbereitung, die meisten sind frisch, brennen auf die neue Saison. Veranstalter sind die ATP und der australische Tennisverband. Von einer Konkurrenz zwischen den zwei großen Köchen in der Veranstalterküche, ATP und ITF hört man offiziell wenig, es gäbe aber "Gespräche zwischen den Verbänden", sagt Straka. Die Superstars Rafael Nadal und Novak Djokovic sprachen sich im Jänner für eine Zusammenlegung der beiden Bewerbe aus: "Ja, es ist verwirrend, zwei Tennis-Weltmeisterschaften innerhalb eines Monats zu haben", sagte Nadal.

Der erste Tag

In Graz ist jedenfalls Daviscup, Uruguay ist zu Gast, Österreich will trotz allem zum Finalturnier nach Madrid – und startete gut: Dennis Novak bezwang zum Auftakt Martin Cuevas klar in zwei Sätzen 6:2,6:4, sorgte für das 1:0 für das Team von Stefan Koubek. Anschließend verpasste Jurij Rodionov die Vorentscheidung. Der 20-Jährige musste sich Pablo Cuevas 7:6(7),3:6,6:7(5) geschlagen geben.

Der Niederösterreicher war als Außenseiter in sein erstes Match mit dem aktuellen Weltranglisten-60. gegangen. Mit dem Rückenwind von zwei Challenger-Turniersiegen präsentierte sich Rodionov vor allem im ersten und dritten Satz auf Augenhöhe mit Uruguays Nummer eins. Letztlich hatte aber Cuevas im Tiebreak im dritten Satz die Nase vorne und stellte auf 1:1. (Andreas Hagenauer, 7.3.2020)