Bergretter an der Unglücksstelle.

Foto: APA/ALPINPOLIZEI

Gmunden – Ein Lawinenabgang auf der oberösterreichischen Seite des Dachsteins hat am Sonntag fünf Menschenleben gefordert. Eine fünfköpfige Gruppe – drei Frauen und zwei Männer aus Tschechien – war im Bereich des Randkluftsteigs gegen 9.30 Uhr von einem Schneebrett mitgerissen und verschüttet worden. Obwohl Rettungskräfte rasch am Unglücksort waren, konnten die fünf Menschen nur mehr tot geborgen werden.

Bei den Opfern handelt es sich um drei Frauen im Alter von 27, 30 und 37 Jahren sowie um zwei Männer im Alter von 28 und 46 Jahren, teilte Kerstin Hinterecker, Sprecherin der Polizei Oberösterreich, mit. Die Gruppe hatte von Samstag auf Sonntag auf der Seethalerhütte am Dachstein übernachtet. Am Sonntagvormittag waren die Schneeschuhwanderer im Bereich des Randkluftanstiegs unterwegs, als die Lawine sich löste und die Wanderer von Ausläufern des Schneebretts erfasst wurden. Die Gruppe hätte keine Notfallausrüstung – wie etwa einen Lawinenpieps – bei sich gehabt, sagte Hinterecker.

Starker Wind und Schneefall

Als "riesig" beschrieb Christoph Preimesberger, Landesleiter der oberösterreichischen Bergrettung und Leiter der Bergrettung Hallstatt, die Lawine. Sie sei etwa 150 bis 200 Meter breit und rund 400 lang gewesen, schätzte er. In dem Gebiet hatte es in den vergangenen Tagen starken Wind und Schneefall gegeben. Der erste sonnige Tag nach so einem Wetter sei immer besonders kritisch, meinte der Bergretter zur Gefahrensituation am Sonntag.

Fünf Tote bei Lawinenabgängen.
ORF

Dass am Sonntag eine so "außergewöhnlich große" Lawine abgegangen ist, könnte damit zusammenhängen, dass es womöglich durch den starken Wind mit Spitzen von 80 Stundenkilometern in der Nacht zu enormen Schneeverwehungen gekommen sei, was die Schneeschuhwanderer eventuell unterschätzt hätten, meinte auch Thomas Poltura, Vorstand des Alpenvereins Oberösterreich. Im Hochgebirge am Dachstein herrschte am Sonntag erhebliche Lawinengefahr (Warnstufe 3), was aber "die halbe Zeit im Winter" in derartigen Höhen der Fall sei, sagte Poltur. Er könne sich nicht erinnern, dass es in den vergangenen zehn Jahren beim Randkluftsteig am Dachstein ein Lawinenunglück gegeben hätte. Der Unfall am Sonntag mit fünf Toten sei eine tragische Ausnahme, wenngleich das Gebiet wegen seiner tiefen Gletscherspalten Sommer wie Winter lebensgefährlich sei.

Bei dem mehrere Stunden dauernden Einsatz waren die Bergrettungen Hallstatt und Obertraun, die Alpinpolizei und sechs Hubschrauber aus Salzburg, Oberösterreich und der Steiermark beteiligt.

Kärntner Polizist bei Lawinenabgang getötet

Ein weiteres Lawinenunglück ereignete sich am Sonntag im Großglocknergebiet. Ein Polizist wurde während eines Kurses der Alpinausbildung von einem Schneebrett mit 15 Zentimeter Abrisskante erfasst und teilweise verschüttet. Dabei erlitt er so schwere Verletzungen, dass er noch an der Unfallstelle starb. Der Unfall passierte bei der Abfahrt von der Adlersruhe in Richtung Pasterze. Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt bestellte einen Sachverständigen zur Klärung der Unfallursache. (APA,red 8.3.2020)