Auf ihn ist Verlass: Matthias Mayer.

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Wien – Dem österreichischen Skiverband (ÖSV) droht gemessen an Podestplätzen die schlechteste Alpinski-Saison seit 1986/87, als es zwei Siege, elf zweite Plätze und 14 dritte gab. Vor den letzten fünf Saisonrennen, zwei der Herren in Kranjska Gora (ohne Zuseher) und drei der Damen in Aare, lautet die Bilanz 8/7/15, das sind 30 Podestränge. Für acht zeichnet Matthias Mayer verantwortlich, der seinen besten Winter bilanziert.

Mayer wird den Gesamtweltcup an der vierten Stelle beenden. Ein besseres Ergebnis verhinderte wohl auch eine Grippe, die ihn die Rennen in Garmisch-Partenkirchen verpassen ließ und in Saalbach-Hinterglemm schwächte. Der Doppel-Olympiasieger gewann den Super-G in Lake Louise, die Abfahrten in Kitzbühel und in Kvitfjell sowie die Alpine Kombination in Wengen. Damit holte er in diesem Winter vier seiner insgesamt neun Weltcupsiege seit dem Premierenerfolg 2014.

Hundertstelkrimi

Als Dritter schaffte es Mayer erstmals auf das Stockerl der Abfahrtswertung, Dritter wurde er auch in der Endabrechnung der Kombination. Im Super-G schrammte er als Vierter am Podest vorbei, da wäre freilich sogar der Disziplinensieg drinnen gewesen. Bis Saalbach-Hinterglemm hatte Mayer geführt, dort schied er aber aus. In Hinterstoder fehlten auf Sieger Vincent Kriechmayr nur 0,08 Sekunden. Damit war er aber lediglich Dritter, weil der Schweizer Mauro Caviezel drei Hundertstel schneller war als er.

Als das Weltcupfinale in Cortina d’Ampezzo schon abgesagt war, reiste Caviezel als Führender mit drei Punkten Vorsprung auf Kriechmayr, 29 auf den Norweger Aleksander Aamodt Kilde und 41 auf Mayer nach Kvitfjell. Nach der wetterbedingten Absage am Sonntag stand er als Wertungssieger fest. "Der Ausfall in Saalbach ist schade, dadurch hab ich die Kugel versäumt", resümierte Mayer.

Kitzbühel als Höhepunkt

"Ich bin wirklich sehr zufrieden damit, ich hatte von Beginn an eine Superkonstanz. Das Highlight war der Sieg in Kitzbühel. Es war wirklich eine gewaltige Saison." Mit bisher 22 Starts in 36 Rennen zählte er zu den Vielfahrern neben Kilde (27) und dem ebenfalls um den Gesamtweltcup ritternden Franzosen Alexis Pinturault (26). Acht Abfahrten, sechs Super-G, fünf Riesentorläufe und drei Kombinationen bestritt Mayer, und eventuell nimmt er auch noch den Riesentorlauf am Samstag in Kranjska Gora in Angriff. Auch Kriechmayr überlegt die Teilnahme dort.

Mit Kilde (1202 Punkte), Pinturault (1148) und dem zweiten Norweger Henrik Kristoffersen (1.041) liegen auch drei Läufer an der Spitze der Gesamtwertung, die nach dem Rücktritt des Achtfachsiegers Marcel Hirscher als Anwärter genannt worden waren. Der im Vorfeld hochgehandelte Schweizer Marco Odermatt hatte eine längere Verletzungspause. Mayer hätte durchaus auch gefährlich werden können, wurde allerdings anders als die Top-drei-Konkurrenten zwischendurch von einer Krankheit etwas gestoppt.

In ihrer Performance geschwächelt haben alle das eine oder andere Mal. Ohne Punkte ging Mayer gleich sechsmal aus einem Rennen heraus, Pinturault fünfmal, Kilde zweimal und Kristoffersen einmal. Freilich sind da die Riesentorlaufrennen von Mayer dabei (zweimal Punkte, dreimal nicht), der diese Disziplin erst wieder zu forcieren begonnen hat, und jenes von Pinturault in der Abfahrt (37.). Kristoffersen indes gab sein Debüt im Super-G und wurde beachtlicher 22. in Hinterstoder.

Flotte Entscheidungen

Für das nächste Jahr lässt sich sagen, dass Kristoffersen auf dem Weg zum Allrounder öfter den Super-G ins Programm nehmen muss, will er erneut um den großen "Globe" mitmischen. Die diesjährige Entscheidung darüber fällt wohl erst im Slalom am Sonntag in Slowenien.

Auch die große Kugel bei den Damen ist umstritten, die Italienerin Federica Brignone geht als Führende in die letzten drei Rennen (1378 Punkte), es folgen Mikaela Shiffrin (USA/1225) und Petra Vlhova (SVK/1189). Das ÖSV-Team hat noch eine theoretische Chance auf die neue Parallelwertung. Vlhova (113) liegt nach zwei Bewerben vor der Französin Clara Direz (100) und Brignone (90). Elisa Mörzinger hat als Sestriere-Zweite 80 Zähler auf dem Konto. Allerdings war dies ein Riesentorlauf, Slalom bestritt sie bisher noch keinen, und ein solcher wird in Åre quasi parallel durchgeführt. Achte in dieser Disziplin ist Franziska Gritsch. (APA, red, 9.3.2020)