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Helfen definitiv nicht gegen Covid-19: Globuli.

Foto: Getty Images

Die weltweite Verbreitung von Sars-CoV-2, vulgo Coronavirus, hat auch eine Welle an Falschinformationen mit sich gebracht. Trotz aller Aufklärungsversuche blühen Fake-News, Verschwörungstheorien und Empfehlungen für esoterische Heilmittel munter weiter auf Facebook und anderen Netzwerken, berichtet die "New York Times".

Während Großbritannien deswegen nun eine eigene Taskforce ins Leben gerufen hat, setzt die österreichische Regierung vor allem auf Kommunikationsmaßnahmen, heißt es aus dem Gesundheitsministerium gegenüber dem STANDARD.

Mannigfaltige Theorien und Trittbrettfahrer

Die Bandbreite an Vermutungen zur Herkunft des Virus ist groß. Es sei in einem Labor der chinesischen Regierung entstanden, sagen die einen. Nein, die USA wären es gewesen und hätten es in Wuhan ausgesetzt, meinen die anderen. Eine weitere Fraktion hingegen vermutet Microsoft-Mitgründer Bill Gates und die mit seiner Frau betriebene Bill and Melinda Gates Foundation hinter dem Erreger.

Aus der Unsicherheit rund um das Coronavirus versuchen seit einiger Zeit auch Trittbrettfahrer Kapital zu schlagen. Während mancherorts die Schutzmasken zu einem raren Gut geworden sind, werden dubiose Wässerchen, Salben und Nahrungsergänzungsmittel zur "Heilung" oder "Immunisierung" angeboten. Menschen chinesischer Herkunft oder solche, deren Aussehen einen ostasiatischen Migrationshintergrund vermuten lässt, sehen sich derweil immer wieder mit rassistischen Anfeindungen konfrontiert.

Herausforderung für soziale Netzwerke

Facebook, Google und Twitter haben mittlerweile angekündigt, ihre Anstrengungen im Kampf gegen Falschinformationen zu intensivieren. Dabei arbeiten sie auch mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und verschiedenen staatlichen Organisationen zusammen.

Dennoch konnte die "New York Times" ohne große Mühe dutzende Videos, Fotos und Postings auf verschiedenen Netzwerken in unterschiedlichen Sprachen finden, die Unwahrheiten enthalten und bei der Kontrolle offensichtlich durchgerutscht sind. Sicherheitsforscher haben außerdem Webseiten aufgespürt, die sich als Informationsquelle zum Coronavirus tarnen, aber darauf abzielen, den Besuchern sensible Daten zu entlocken.

Die WHO warnt derweil vor E-Mails mit gefährlichen Anhängen, die als Nachricht angeblicher Mitarbeiter der Behörde getarnt sind. Sicherheitsanbieter Sophos berichtet von einem gezielten Angriff auf italienische Nutzer, die E-Mails mit einer angehängten Datei bekommen, in der angeblich eine Liste mit Heilmitteln für das Coronavirus enthalten ist. In beiden Fällen versuchen jedoch Cyberkriminelle, Malware zu verbreiten. Das Vorgehen ist besonders perfide, zumal Italien in den letzten Wochen zum größten "Hotspot" außerhalb von China geworden ist. Mittlerweile wurden dort über 9.000 Infektionen bestätigt, rund 500 Menschen sind bereits an den Folgen der Covid-19-Erkrankung verstorben.

Virtuelle "Infodemie" mit realen Gefahren

Die "Infodemie", wie die WHO die Situation bezeichnete, weckt Sorgen vor realen politischen Konsequenzen. In Taiwan fürchtet man etwa, dass China die Krise dazu nutzen könnte, die Regierung des Inselstaates zu schwächen. Taiwan agiert zwar de facto als unabhängiger Staat, offiziell sieht China es aber als Teil seines Staatsgebietes. Zudem bricht die Volksrepublik diplomatische Kontakte zu Ländern ab, die solche offiziell mit Taiwan unterhalten und somit dessen Souveränität untermauern. Vor allem aufgrund der wirtschaftlichen Stärke Chinas hat dies dazu geführt, dass nur noch wenige Länder eine Botschaft oder ein Konsulat in Taiwan betreiben und politische Kontakte auf informeller Ebene stattfinden.

Das Verhältnis zu China und der eigenen Souveränität ist ein dementsprechend heißes Eisen in Taiwans Politik. Außenminister Joseph Wu verdächtigt "Chinas Internetarmeen" jedenfalls der Verbreitung von Falschinformationen zum Virus, ohne dies jedoch näher zu begründen. Allerdings machten Gerüchte über von den Behörden vertuschte Infektionen in Taiwan, angebliche Verteilungen von Schutzmasken sowie eine Erkrankung von Präsidentin Tsai Ing-wen die Runde.

Großbritannien setzt Taskforce ein

Nicht nur in Taiwan sorgen Coronavirus-Fake-News für Sorgenfalten der Regierung. Auch in der Londoner Downing Street beobachtet man die Entwicklung mit Argwohn. Die britische Regierung hat nun eine Internet-Taskforce installiert, die die Verbreitung von Falschinformationen beobachten und Maßnahmen zur Einschränkung setzen soll.

Sie übernimmt zudem die Aufgabe, im Namen der Regierung mit den Betreibern von sozialen Netzwerken zu kommunizieren. Weiters wurden Experten angestellt, die der Regierung bei der Krisenkommunikation in Bezug auf das Virus helfen sollen.

Regierung setzt auf Kommunikation

In Österreich ist derzeit noch keine Einsetzung einer eigenen Expertenriege zum Kampf gegen die Falschmeldungen geplant. Aktuell setzt man voll auf die Kommunikationsschiende. So haben das Gesundheits- und das Innenministerium gemeinsam eine Informationskampagne auf den Weg gebracht.

"Wir kommunizieren visualisiert und leicht verständlich einfache Verhaltenstipps, bei deren Beachtung eine Ausbreitung des Coronavirus hintangehalten werden soll, und informieren über das richtige Verhalten im Krankheitsfall", erklärt man gegenüber dem STANDARD. Außerdem unterstütze der ORF die Aktion mit entsprechenden Informationsprogrammen und Spots.

DER STANDARD hat sich auf der Straße in Wien umgehört, wie sich Passanten vor dem Virus schützen, wie sie sich darüber informieren und welche Rolle Social Media dabei spielt.
DER STANDARD

"Optimierte" Infos bei Google und Facebook

Weiters habe man gemeinsam mit Facebook und Google "die Informationsbereitstellung optimiert". Das bedeutet unter anderem, dass die Website und Social-Media-Accounts des Gesundheits- und Sozialministeriums bei Anfragen zum Virus bzw. der Covid-19-Erkrankung bei Suchen in Österreich vorgereiht werden. Gleiches gilt für das Twitter-Konto der Agentur für Ernährungssicherheit (Ages), die auch die Coronavirus-Hotline betreibt. Es werden weiters Zusatzinformationen sowie das Logo des Ministeriums eingeblendet.

Die laufende Social-Media-Kampagne, die mit dem Bundeskanzleramt und dem Innenministerium betrieben wird, soll zudem ausgeweitet werden. Auf Facebook und Twitter liefert man aktuelle Informationen und "Share-Images" zur Infektionsprävention.

Ministerium wurde bei "Globuli-Gate" tätig

Kommt es zu problematischen Vorfällen wie etwa dem Verkauf von homöopathischen Globuli als angeblich wirksamen Mitteln gegen Covid-19, kommuniziert man auch direkt mit den Verantwortlichen. Im konkreten Fall suchte man etwa das Gespräch mit der Apothekerkammer. Diese hat zugesagt, Meldungen über derlei Verhalten zu prüfen und bei Bestätigung disziplinarrechtliche Maßnahmen zu ergreifen.

Weitere Maßnahmen würden evaluiert, sofern die Entwicklung der Situation es erfordert. Informationen zum Status quo und dem Umgang mit dem Coronavirus finden sich auf der Website des Gesundheitsministeriums, der Seite der Ages sowie im ORF Teletext ab Seite 600. Zudem empfiehlt man das Portal Medizin transparent, das Aufklärungsartikel zu medialer Berichterstattung über medizinische Themen publiziert. (gpi, 11.3.2020)

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