Als das Deutsche Reich General Franco im Spanischen Bürgerkrieg unterstützte, beschloss die Luftwaffe, an einigen der Kriegsschauplätze Erfahrungen mit Bombardements auf Ortschaften zu sammeln. Schon damals – im März und April 1937 – bombardierten die Legion Condor und italienische Einheiten unter deutscher Führung die Orte Durango und Guernica mit hunderten zivilen Todesopfern. Mit diesen frühen deutschen Kriegsverbrechen war die Untat eines Bombenkrieges gegen die Zivilbevölkerung erstmals in großem Maßstab umgesetzt worden. Die Saat war gelegt, andere Länder griffen nun zum selben Mittel.

Luftangriffe auf österreichisches Gebiet

Seit Herbst 1940 wurde Deutschland bereits nachts von den Engländern und später tagsüber von den USA bombardiert, als drei Jahre danach auch Österreich in die Reichweite der alliierten Bomberverbände geriet. Während deutsche Städte unter den sogenannten "moral bombings" der Engländer – Flächenbombardements, die die Moral der Zivilbevölkerung brechen sollten – litten, warfen über Österreich hauptsächlich Amerikaner ihre Bomben ab. Ihre Ziele waren in erster Linie die Rüstungsproduktion, die Verkehrsinfrastruktur und die ölverarbeitenden Betriebe.

Die ersten strategischen Luftangriffe auf Österreich, die im August 1943 gegen Wiener Neustadt gerichtet waren, flogen die Amerikaner noch von Nordafrika aus. Nach dem Waffenstillstand mit Italien im Herbst desselben Jahres und der Verlegung und Einrichtung der Bomberverbände in Foggia, Italien, erreichten die Amerikaner auch Ziele im restlichen Österreich.
Doch die Treffergenauigkeit jener Tage war nicht mit der heutigen zu vergleichen. Bei Schlechtwetter verflogen sich die Bomber schon mal einige Kilometer und bombardierten falsche Ziele oder sogar Siedlungen.

Die Parole "Trotz Terror: Kampf bis zum Sieg" kündete an einem Bunker vom Bombenkrieg.
Foto: Thomas Keplinger

Arthur Harris, der Chef der englischen Bomberflotte gab nach dem Krieg ganz unumwunden zu, seine Angriffe hätten sich gezielt gegen die deutsche Bevölkerung gerichtet. Sein Konzept des Luftkrieges nannte sich "Dehousing" – er wollte maximale Zerstörung und restlosen Moralverlust herbeibomben. Die demoralisierte Bevölkerung würde sich gegen das Regime richten, so lautete die Annahme. Doch dieser Effekt blieb aus, nicht zuletzt wegen der bis zum bitteren Ende massiven Propaganda des Dritten Reichs, die zum Durchhalten, zum "Kampf bis zum Sieg" oder zu "Sieg oder Tod" aufrief. Statt das nationalsozialistische Regime zu bekämpfen, liefen die Menschen immer wieder in die Luftschutzbunker oder verharrten in Apathie.

Trotzdem es über österreichischem Gebiet keine "moral bombings" englischer Art auf Siedlungen oder Städte wie in Deutschland gab, empfanden die Menschen das natürlich anders – als Terror. Denn immer wieder warfen auch amerikanische Flieger ihre explosive Fracht ohne für die Bevölkerung ersichtlichen Grund über Wohngebieten ab. Mögliche Ursachen waren etwa:

  • Fehlwürfe
  • Falsches Ziel angeflogen
  • Notabwürfe, um mit weniger Last über die Alpen zurück nach Italien zu kommen
  • Strategisches Ziel war von Wohngebieten umgeben.

Dass diese Bombenabwürfe über Wohngebieten als Terror gegen die Zivilbevölkerung empfunden wurden, ist nachvollziehbar, auch wenn sie kein strategisches Ziel der Amerikaner darstellten. Diesen Umstand machten sich auch die NS-Propaganda und überzeugte Nationalsozialisten zunutze, um entsprechende Parolen an die Bevölkerung zu richten.

Dank digitaler Bildbearbeitung konnte ich die Buchstaben besser sichtbar machen.
Foto: Thomas Keplinger

Die aus den letzten Kriegstagen stammende Durchhalteparole – "Trotz Terror: Kampf bis zum Sieg" – hatte bis 2014 an einem Operationsbunker des Sankt-Elisabeth-Spitals in Wien die Jahre überdauert. Nach Abnahme der daran befestigten Plakatwände lagen mehrere an der Bunkerwand befindliche Parolen frei, ohne von allzu vielen Passanten wahrgenommen zu werden. Anfang 2015 war der Abriss des Bunkers beendet. (Thomas Keplinger, 13.3.2020)

Zur Info

Die Bezeichnung "Österreich" für diesen Zeitraum zu verwenden ist falsch. Sie müsste im für den Artikel relevanten Zeitraum korrekterweise durch den Begriff "Ostmark" bis April 1942 und danach durch "Alpen- und Donau-Reichsgaue" bis Kriegsende ersetzt werden. Der Einheitlichkeit und des leichteren Verständnisses wegen verwende ich trotzdem den Begriff "Österreich".

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