Astronauten in ungewissen Zeiten: Eva, Willi und Pete (Julia Kreusch, Günther Wiederschwinger, Nils Hohenhövel) suchen im Weltall nach ihrer Bestimmung.

Foto: Volkstheater

Nie mehr arbeiten zu müssen, weil eine Maschine den Job übernimmt, klingt ja erst einmal nicht so schlecht. Doch was passiert eigentlich mit denjenigen, die ersetzt werden? Space Junk, eine Theater-Miniserie von Jonas Schneider im Volx/Margarethen, nimmt sich dieser Frage an.

3, 2, 1 … Wir schreiben das Jahr 2053, der Menschheit größter Traum hat sich nicht erfüllt: Roboter, künstliche Intelligenzen und selbstfahrende Autos haben den Alltag übernommen, ein Viertel der Bevölkerung ist nutzlos geworden. Eva, Pete und Willi (Julia Kreusch, Nils Hohenhövel, Günther Wiederschwinger) gehören zu jener Gruppe, deren Arbeit gänzlich von der Technik verrichtet wird. Wir begegnen ihnen in einem Raumschiff mit unbekanntem Kurs, wohin es geht, kann niemand so genau sagen – am wenigsten die künstliche Intelligenz Toni (Evi Kerstephan), die die Reisenden begleitet.

Liebe, Leichen, Laserstrahlen

In der ersten Folge der insgesamt dreiteiligen Miniserie fühlt man sich in eine Scifi-Serie der Siebzigerjahre zurückversetzt: mit leichtem Trash-Beigeschmack, kitschiger Hintergrundmusik und einem wiederkehrenden Song, dessen Text situationsbedingt angepasst wird. Das Wechselbad der Gefühle verleiht dem Stück einen chaotisch-bunten Charakter.

Es herrscht anfänglich Verwirrung, weil die drei Passagiere aus unerfindlichen Gründen aus ihren Schlaftanks erwacht sind. Der darauffolgenden Langeweile wird ein jähes Ende gesetzt, als Eva eine Leiche entdeckt: ohne Organe, aber dafür mit einem großen Loch im Bauch. Schneider inszeniert das absurde Geschehen als rasantes Auf und Ab der Emotionen, Panik, Liebe und Melancholie geben sich die Klinke in die Hand.

Sind anfängliche Verständnisschwierigkeiten erst überwunden, tut sich unter der humoristisch überzogenen Darbietung vor allem eine Frage auf: Wofür ist der Mensch überhaupt gut, wenn die technischen Alternativen besser zu sein scheinen?

(Un)Brauchbar

"Wenn das Brauchen erst mal weg ist, dann ist Platz für alles andere." Was genau "alles andere" eigentlich ist, bleibt aber unbeantwortet. Das Publikum findet sich ebenso wie die Charaktere in nachdenklicher Ratlosigkeit wieder, eine Stimme aus dem Off trägt zur allgemeinen Verwirrung bei, anstatt sie zu entschlüsseln.

Wie die Inszenierung ist auch das Bühnenbild bewegt und abwechslungsreich: Ein knallroter Teppich, eine senfgelbe Couch und ständig wechselnde Projektionen sind nur ein Teil des kreischend bunten Bildes, das dem Zuschauer geboten wird. An Reizen wird bei Space Junk also nicht gespart, das trägt aber zum (gewollt) trashigen Seriencharakter durchaus bei und schmälert die Qualität nicht.

Wohin die nächsten beiden Teile führen, bleibt spannend. Die zweite Folge feiert am 12. März Premiere, das Staffelfinale am 22. März. (Caroline Schluge, 11.3.2020)