Robert Plant und Jimmy Page dürfen sich freuen. Besser gut geklaut als schlecht kopiert.

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Es gibt Gitarrenhändler, die in ihren Geschäften tatsächlich einmal Schilder angebracht hatten, dass beim Probespielen im Geschäft "unter keinen Umständen" das Riff von Smoke on the Water und vor allem nicht das Intro von Stairway to Heaven angestimmt werden dürfe.

Wir merken schon, Stairway to Heaven gehört zu den abgenudeltsten Stücken der Rock geschichte. Es stammt aus der Zeit der großen Rock-Dinosaurier. Komponiert und getextet haben es Gitarrist Jimmy Page und Sänger Robert Plant, die es mit ihrer Band Led Zeppelin 1971 veröffentlichten.

OLD TAPES

Wie jetzt das Urteil eines US-Berufungsgerichts nach einem seit fünf Jahren laufenden Verfahren feststellt, stammt der Song tatsächlich von den beiden alten Göttern des breitbeinigen Stadionrock. Für ein Plagiat seien die Akkordfolge und Melodie schlicht und einfach zu banal im Sinne von naheliegend. Michael Skidmore, der Nachlassverwalter des 1997 ertrunkenen US-Gitarristen Randy California, hatte 2015 Klage wegen Diebstahls geistigen Eigentums eingereicht und behauptet, dass das zweiminütige Gitarrenintro von Stairway to Heaven vom 1966 erschienenen Instrumentalstück Taurus von Randy Californias Band Spirit abgekupfert worden sei.

Marco Lotti

Sagen wir es so, beide Kompositionen mit ihren klassischen Akkordfolgen im Halbtonschritt und dem schrecklichen Flötengedudel zählen zur Grundausstattung des musikalischen Spezialbereichs der traurigen Ballade. Man kann auch Arpeggio dazu sagen und es zurückführen auf den Barockkomponisten Johann Pachelbel. Der lieferte Ende des 17. Jahrhunderts mit seinem berühmten Kanon in D-Dur die popkulturelle Steilvorlage sowohl für Spirit als auch Led Zeppelin sowie dutzende anderer vom Musenkuss des Malens nach Zahlen gestreifter Tonsetzer.

Led Zeppelin prägten ab Ende der 1960er-Jahre nicht nur den Hardrock und Heavy Metal und vor allem die hohe Kunst der Ausschweifung im Privatjet entscheidend mit. Sie haben auch mit der Erfindung des Stadionrock und der Legitimierung der Doppelhalsgitarre große Schuld auf sich geladen. Das Fladern war und ist im Pop ohnehin der Normalfall.

Davon kann etwa der alte US-Chicago-Blueser Willie Dixon mit You Need Love ein Lied singen. Sein Original wurde mit Led Zeppelins Whole Lotta Love ebenso zum Hit wie Howlin’ Wolfs Killing Floor bei Zep zum Lemon Song "mutierte". Zwei wahre Schnäppchen. (Christian Schachinger, 10.3.2020)