2016 wurde ein Planet bei unserem Nachbarstern Proxima Centauri entdeckt. Ist er lebensfreundlich? Vielleicht schon, sagen Forscher.

Illustration: ESO/M. Kornmesser

Der unserer Sonne nächstgelegene Stern, Proxima Centauri, ist nicht allein: Er beherbergt mindestens einen, vermutlich sogar zwei Planeten. Jedenfalls gesichert ist die Existenz von Proxima Centauri b, der damit der erdnächste Exoplanet ist und sich noch dazu in der habitablen Zone seines Sterns befindet, in der flüssiges Wasser möglich ist.

Ob es auf der etwa 4,25 Lichtjahre entfernten Welt Leben geben könnte, wird seit ihrer Entdeckung 2016 kontrovers diskutiert. Zwar umkreist der Planet seinen Stern in einer engen Umlaufbahn alle elf Tage. Da Proxima Centauri aber ein massearmer, lichtschwacher Roter Zwerg ist, wäre flüssiges Wasser auf seiner Oberfläche dennoch denkbar – theoretisch. Allerdings legen neuere Simulationen nahe, dass starke ultraviolette Strahlungsausbrüche des Zwergsterns Wasservorkommen trotzdem verunmöglichen und den Exoplaneten gänzlich unbewohnbar machen könnten. Schlechte Karten für Leben also?

Ein internationales Forscherteam kommt nun zu einem anderen Schluss: Wie die Astronomen in den "Monthly Notices of the Royal Academy of Sciences" berichten, könnten die atmosphärische Zusammensetzung und der Oberflächendruck theoretisch ausreichend Schutz vor der tödlichen UV-Strahlung bieten.

Überleben im Worst Case

"Diese Strahlung ist ein wesentlicher Faktor, der Leben, wie wir es kennen, auf der Oberfläche von Planeten beeinflusst", sagte Ko-Autor Arnold Hanslmeier von der Universität Graz. Der Astronom hat gemeinsam mit Kollegen aus Argentinien berechnet, welche Werte die UV-Strahlung unter verschiedenen atmosphärischen Zusammensetzungen erreichen kann.

Die Forscher haben unterschiedliche Szenarien simuliert und im Labor an Archaeen und Bakterien untersucht. "Wir nahmen planetare atmosphärische Zusammensetzungen an, die auf Kohlendioxid und Stickstoff und Oberflächendrücken von 100 bis 5.000 Millibar basieren", schreiben die Wissenschafter.

"Unsere Studie zeigt, dass bestimmte Organismen mit wesentlich extremeren Bedingungen zurechtkommen können, als wir sie auf der Erde finden", sagte Hanslmeier. Selbst in einem "Worst-Case"-Szenario – ganz ohne UV-Schutz durch eine Atmosphäre und während einer starken Strahleneruption des Sterns – könnte demnach ein Teil der in der Studie untersuchten Mikroorganismen weiterhin existieren.

Forscher erhoffen sich, mit künftigen Generationen von Weltraumteleskopen mehr über die benachbarte Welt herauszufinden. Beobachtungen aus der Nähe wären aber eine sehr langfristige Angelegenheit: "Die Reise würde mit modernster Raumflugtechnik etwa 6.000 Jahre dauern", sagte Hanslmeier. (red, APA, 11.3.2020)