Die Deutsche Bank schloss ihre Handelsabteilung im Frankfurter Bankenviertel.

Foto: Imago

Das Versammlungsverbot könnte Aktionären börsennotierter Konzerne wie Post, Telekom, OMV und Verbund verspätete Gewinnausschüttungen bescheren. Der Grund: Die üblicherweise von März bis Juni stattfindenden Hauptversammlungen dürften nach und nach verschoben werden, weil Indoor-Versammlungen ab hundert Menschen wegen der Corona-Ansteckungsgefahr untersagt wurden.

Zwar könnten die Anteilseigner über die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat und Dividende per Briefwahl abstimmen, die Fragerunde, die allen Aktionären zusteht, stelle die Konzerne aber vor Probleme. Sie per Videokonferenz durchzuführen, davor schreckten die Aktiengesellschaften bis dato noch zurück. Zu kompliziert seien das Prozedere und die damit verbundenen Gefahren, die eine Anfechtung der Beschlüsse nach sich ziehen könnten, hieß es bei betroffenen ATX-Unternehmen.

Frage der Zeit

Offizielle Absagen von Aktionärsversammlungen in Österreich lagen am Dienstag noch nicht vor, sie dürften allerdings nur eine Frage der Zeit sein. Die spanische Banca Santander verlegte ihr Aktionärstreffen bereits ins Internet.

So ist es auch bei Homeoffice, das zunehmend zur Alternative zum Büro wird. Bei der Oesterreichischen Nationalbank etwa arbeiten rund 150 Mitarbeiter von zu Hause aus – in allen Bereichen, in denen das möglich sei, teilte die Notenbank auf Anfrage des STANDARD mit. In "normalen Zeiten" wären es rund 50. In der Hauptabteilung Volkswirtschaft wählen sich sogar 70 bis 80 Prozent von daheim aus ein.

Home-Office

In der Erste Group kann im Fall die Hälfte der Angestellten von Zuhause aus arbeiten. Das Institut ist damit im Gleichklang mit der ganzen Finanzbranche, die wegen der Corona-Epidemie zunehmend in den Notfallmodus umschaltet. Institute verteilten Mitarbeiter auf verschiedene Standorte oder schicken sie ins Homeoffice, um wichtige Geschäftsbereiche wie Handel und Zahlungsverkehr am Laufen zu halten. Filialen und Büros, in denen Mitarbeiter positiv auf das Virus getestet wurden, werden geschlossen. Die Europäische Bankbehörde (EBA) prüft die Notfallpläne der Geldhäuser genau.

Die Deutsche Bank schloss ihre Handelsabteilung im Frankfurter Bankenviertel und führte eine Grundreinigung durch, weil bei einem Mitarbeiter das Virus festgestellt wurde.

Hilfe könnte vonseiten der Finanzaufseher kommen. Wegen der Corona-Krise könnten die Kapitalvorgaben für deutsche Geldhäuser gelockert werden, berichtete Bloomberg. Bundesbank, Finanzaufsicht Bafin und Finanzministerium hätten am Montag diskutiert, den im Vorjahr erhöhten inländischen antizyklischen Kapitalpuffer wieder abzuschwächen. (ung, gra, bpf, Reuters, 11.3.2020)