An der Universität Innsbruck finden vorerst keine Lehrveranstaltungen mehr statt. Auch in Graz und Wien wird ab Mittwoch auf Online-Lehre umgestellt.

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Man habe gewusst, dass der Tag kommen werde, an dem weitere Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus gesetzt werden müssten. Maßnahmen, die auch große Einschränkungen für die Bevölkerung bedeuten, erklärte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Dienstag. Und: "Heute ist dieser Tag gekommen."

Das Paket der Regierung sieht einen Einreisestopp aus Italien vor. Der Weg über die Grenze soll mit dem eigenen Fahrzeug ab Mittwoch nur noch im Besitz eines ärztlichen Attests möglich sein sowie unter der Bedingung, dass man sich in eine zweiwöchige Quarantäne begibt. Flüge und Züge aus Italien werden eingestellt. Die Durchreise – ohne Stopp – durch Österreich sei weiterhin möglich, auch der Güterverkehr würde aufrechterhalten, sagte Kurz. Zudem ist geplant, dass Österreich alle Linienflüge nach Italien aussetzt, berichtete die italienische Nachrichtenagentur "Ansa".

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) spricht über die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus.
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Kein Rein und Raus nach Italien

"Für ganz Italien gilt die Reisewarnstufe 6", betonte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) – es ist die höchste Stufe auf der Skala. Österreicher, die sich derzeit in Italien befinden, sollen darum nach Hause geholt werden, sagte der Kanzler.

Ab spätestens Montag werden alle Unis, pädagogischen Hochschulen und Fachhochschulen geschlossen. Die Uni Innsbruck hat bereits Montagabend bekanntgegeben, keine Lehrveranstaltungen mehr abzuhalten. Die Uni Wien bleibt wie die Uni Graz ab Mittwoch geschlossen. Alle Unis setzen ihre Lehre online soweit möglich fort.

Der eingeschränkte Betrieb soll bis zu den Osterferien dauern, wie Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) bekanntgab. Neben der Absage von Lehrveranstaltungen werde an den Hochschulen "alles, was publikumsintensiv ist, zurückgefahren", sagte er. Das beinhalte die Schließung großer Bibliotheken und die Absage von Kursen an Uni-Sportinstituten. Rund 380.000 Studierende sind betroffen, etwa 9000 Studierende an öffentlichen Unis sind aus Italien.

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Schulen und Kindergärten bleiben hingegen vorerst geöffnet, betonte Kurz. Auch Faßmann sah derzeit "keine Notwendigkeit". Denn an Hochschulen würden in großen Lehrveranstaltungen viele Studierende miteinander in Kontakt stehen. Im Gegensatz dazu seien die Gruppen in Schulen viel kleiner. Hinzu komme, dass die Gruppe der 14- bis 30-Jährigen die Hauptüberträger seien. In diesem Alter hätte man meist nur leichte Symptome von Covid-19, würde jedoch den Virus verbreiten.

Doch: "Es wird zu Maßnahmen an Schulen kommen", sagte Kurz. Diese könne man aber nur kurze Zeit durchhalten, man müsse wegen der an mögliche Schließungen gekoppelten Betreuungsfragen genau überlegen, wann diese gesetzt werden.

Schulen sollen sich vorbereiten

Das Bildungsministerium hat Schuldirektoren ersucht, sich auf Schulschließungen vorzubereiten. Zudem wird empfohlen, Ausflüge, Reisen und Schulveranstaltungen auszusetzen. Abgesagt werden alle Indoor-Veranstaltungen ab 100 Personen sowie Outdoor-Events ab 500 Personen. Betroffen seien alle Veranstaltungen vorerst bis Anfang April. Darunter fallen auch Demos, Feiern und Restaurantbesuche. Die Zahl der Personen darf dabei pro Raum nicht mehr als 100 sein. "Wir müssen für ein paar Monate unser Leben verändern", betonte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) in der "ZIB 2". Durch das Unterbinden eines Viertels der direkten Sozialkontakte könnte das Ansteckungsrisiko bis zur Hälfte verhindert werden. Inwiefern diese strengen Grenzen zum Ziel führen, zeige sich in der Eigenverantwortung jedes einzelnen.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Die Grünen) erklärt die am Dienstag bekanntgegebenen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus.
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Öffentliche Verkehrsmittel würde derzeit nicht eingeschränkt, sagte Anschober weiter. Auch er wolle weiterhin U-Bahn fahren, empfahl aber Risikogruppen – also Menschen über 70 oder mit Vorerkrankungen – Stoßzeiten zu meiden. Auch an einer weiteren Maßnahme werde derzeit gearbeitet: der Möglichkeit zur telefonischen Krankschreibung.

Stand Dienstagabend meldete das Gesundheitsministerium 193 Erkrankungen. Die Zahl sei derzeit gering, allerdings steige sie sehr stark. Es gehe darum, den Peak hinauszuzögern, bis die Grippewelle vorüber ist. Dafür brauche es diese "einschneidenden Maßnahmen". Die Bevölkerung solle soziale Kontakte reduzieren, öfter zum Telefon greifen, sich seltener treffen. Auch müsse man sich überlegen, ob man jeden Tag einkaufen gehen muss.

Gynäkologie im Donauspital gesperrt

In Wien wurde am Dienstag die Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie im Donauspital (SMZ-Ost) wegen des Coronavirus gesperrt. Es erkrankten fünf Patientinnen und vier Mitarbeiter an Covid-19, wie der KAV bekanntgab. 28 Mitarbeiter wurden in Quarantäne geschickt. Auslöser war eine Patientin, die bei der Aufnahme keine Symptome gezeigt hatte. Ihr Test auf das Coronavirus war positiv.

Mitarbeiter äußern Kritik: Der betroffenen Frau war am Samstag aufgrund des Corona-Verdachts Blut abgenommen worden, das ins AKH geschickt wurde. Erst am Sonntag lagen Testergebnisse vor. Nun wird untersucht, ob die im Spital Infizierten weitere Personen angesteckt haben. Im Donauspital finden zwischen 150 und 220 Geburten pro Monat statt. Die Sperre ist bis 22. März anberaumt.

Die Stadt zog 19 Schulärzte von Pflichtschulen ab. Diese sollen Bezirksgesundheitsämter unterstützen. (Oona Kroisleitner, David Krutzler, 10.3.2020)