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Foto: AP/Peter Dejong

Amsterdam – Der Flughafen Schiphol in Amsterdam ist, gemessen am Passagieraufkommen, der drittgrößte Europas. Und er ist mit rund 66.000 Mitarbeitern einer der wichtigsten Arbeitgeber der Region. Derzeit benutzen etwa 4.000 der dort Angestellten ihr Fahrrad, um zur Arbeit zu kommen. Das will der Flughafen nun ändern, denn in Amsterdam nutzen durchschnittlich 50 Prozent aller Pendler das Fahrrad für den Weg zum Arbeitsplatz.

Das Problem dabei ist nur, dass Schiphol gut 25 Kilometer außerhalb der Grachtenmetropole liegt, und das ist selbst für die eingefleischten Holland-Radler eine ziemliche Strecke. Daher sind S-Pedelecs, also mit Elektromotor betriebene Fahrräder, die bis zu 45 km/h schnell fahren, die Basis, auf der das neue Pendlerkonzept beruhen soll, wie das Fachmagazin "E-Bike-News" in Deutschland berichtete. Bis 2024, so der Plan, sollen 10.000 Flughafenmitarbeiter mit dem Fahrrad – oder eben S-Pedelec – zur Arbeit fahren.

Für sieben Euro im Monat mieten

Dazu gilt es jedoch einige Herausforderungen zu meistern. Das beginnt beim Geld, denn ein S-Pedelec kostet in der Regel 3.000 Euro aufwärts. Daher will Schiphol die teuren Räder seinen Mitarbeitern zur Miete anbieten. Für nur sieben Euro im Monat können sie ein solches Rad nutzen. Ähnliche Initiativen gibt es auch hierzulande bereits, wo Firmen ihren Mitarbeitern E-Bikes zu günstigen Leasingraten zur Nutzung anbieten, damit diese das Auto stehen lassen.

Neben der Kostenfrage sind S-Pedelecs aber auch – anders als herkömmliche Fahrräder oder E-Bikes, die nur bis 25 km/h schnell sind – an gewisse Regeln gebunden. So gilt dafür auch in Holland die Helmpflicht, und sie dürfen nicht auf Radwegen benützt werden, da sie zu schnell sind und eine Gefahr für langsamere Verkehrsteilnehmer darstellen können.

Dieses Problem will der Flughafen einerseits in Kooperation mit dem niederländischen Ministerium für Infrastruktur und Wassermanagement lösen, indem zwischen den Städten Hoofddorp, Amsterdam und Schiphol eine eigene Infrastruktur in Form von "Radautobahnen" geschaffen wird. Ein weiterer Lösungsansatz wurde von der Autoindustrie entlehnt.

Erster Geschwindigkeitsassistent für Fahrräder

Erstmals soll bei E-Bikes ein intelligenter Geschwindigkeitsassistent zum Einsatz kommen. Die Idee dahinter lautet: Zwischen den urbanen Gebieten leistet das S-Pedelec die vollen 45 km/h, sobald es aber in die Nähe des Flughafens kommt, wo mehr Verkehr auf Radwegen herrscht, drosselt das System die Motorleistung, sodass der Radweg benutzt werden darf. Dafür wurden bereits die Daten zu allen Radwegen und Verkehrszeichen rund um Schiphol für virtuelle GPS-Karten gesammelt.

Bis das Vorhaben komplett umgesetzt wird, dauert es noch Jahre, aber bereits 2020, so der ambitionierte Plan, soll die Zahl der Fahrradpendler unter den Flughafenangestellten auf 7.000 steigen. (Steffen Arora, 11.3.2020)