Die Hallen bleiben leer.

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Wien – Mit ultimativer Konsequenz hat die Erste Bank Eishockey Liga auf die Ausbreitung des Coronavirus reagiert. Ausgerechnet vor der lukrativsten und spannendsten Zeit brach die EBEL die Meisterschaft ab. "Die Diskussionen waren natürlich emotional und mit ordentlicher Depression", beschrieb Liga-Geschäftsführer Christian Feichtinger die entscheidende Sitzung am Dienstagnachmittag.

Seit Ende Februar hatte die EBEL eine "Corona-Gruppe" mit Präsidenten, Managern und Ärzten eingerichtet, in der die Maßnahmen diskutiert und kommuniziert wurden. Nachdem die Schweiz ihre Liga unterbrochen hatte, sei eine "Tendenz erkennbar" gewesen, "wo das hingehen wird", sagte Feichtinger. "Als ich den Bundeskanzler in der Pressestunde gehört habe, habe ich gewusst, dass es so kommt", erklärte er.

Schlusspfiff

Am Dienstag folgte nach einer rund einstündigen Besprechung schließlich der Schlusspfiff, während die Teams auf der Anreise zu den Auswärtsspielen oder bereits dort eingetroffen waren. Die Entscheidung beinhaltete auch, dass es erstmals seit 1945 keinen österreichischen Eishockey-Meister gibt.

"Hut ab vor allen Managern und Präsidenten. Das ist die Hauptzeit, wo am meisten Geld verdient wird. Aber es gibt eine soziale und gesellschaftliche Verantwortung. Es war diese Entscheidung zu treffen", sagte Feichtinger. Peter Freunschlag, Präsident der Black Wings Linz, dessen Team mit einer 3:0-Führung in der Viertelfinalserie gegen Titelverteidiger KAC auf dem Weg ins Halbfinale war, bezifferte den wirtschaftlichen Schaden auf 500.000 bis 600.000 Euro, falls die Black Wings den Finaleinzug geschafft hätten.

Keine Alternative

Die Liga sah den Saisonabbruch aber als alternativlos an. Spiele vor leeren Rängen hätten Kosten, aber keine Einnahmen bedeutet. Und da die Maßnahmen der Regierung vorerst bis 3. April gelten und die B-WM in Ljubljana (ab 27. April) noch auf dem Programm steht, hätte die Liga das restliche Viertelfinale, Halbfinale sowie Finale innerhalb von rund zwei Wochen bis maximal 18. April durchziehen müssen. "Das ist einfach nicht realistisch", sagte Feichtinger. Und es wäre zudem ohnehin fraglich gewesen, ob die Restriktionen bis dahin aufgehoben sind.

Für Teamchef Roger Bader hat sich damit die einzigartige Situation ergeben, dass er schon zu Beginn der WM-Vorbereitung die Topspieler der heimischen Vereine zur Verfügung hat. Allerdings steht auch hinter dem Turnier in Slowenien ein Fragezeichen.

Positiv

Feichtinger bedankte sich ausdrücklich bei den Partnern der Liga. "Es hat nur positive Rückmeldungen gegeben, sie haben auch gesagt, dass es keine Regressforderungen geben wird", so der Ligamanager. Inwieweit es von staatlicher Seite Kompensationen für die Clubs geben könnte, wird gerade diskutiert und geprüft.

Die Liga selbst hat gleich auf Planungsmodus umgeschaltet. "Für uns beginnt heute die Vorbereitung auf die neue Saison", erklärte Feichtinger am Mittwoch. Auf dem Programm steht die Suche nach einem neuen Hauptsponsor und einem neuen TV-Partner, nachdem die Erste Bank und ServusTV mit Saisonende ausgestiegen sind. Am Donnerstag sollen bei einem Liga-Forum in Wien die ersten Ansätze präsentiert werden. Das beinhaltet auch den Wunsch, die Liga von elf auf zwölf Clubs aufzustocken. Die Bratislava Capitals gelten als chancenreicher Anwärter. (APA, 11.3.2020)