Keller hatten auch schon vor 2008 nicht den Status einer Dachterrasse. Also können wir uns die blöden Schmähs hier sparen und gleich in medias res gehen. Mit wir sind jene gemeint, die einen Keller haben – jetzt wird ja auch schon immer öfter ohne Keller gebaut –, und Wohnungsbesitzer tun sich da mit ihren Kellerabteilen womöglich auch schwer beim Mitreden. Aber wer einen richtigen Keller hat, der hat sich bestimmt schon mehr als einmal gefragt, ob die Räume wirklich nur für die Heizung, als Isolierung für den Fußboden und als Lager für Sachen, die man die nächsten zehn Jahre sicher nicht braucht – und falls doch, nicht findet –, herhalten sollen.

Keller sinnvoll nutzen

Eine Zeitlang waren Weinkeller modern. Da hat man seine Trinksucht vor dem normalen Besucher verstecken – und Experten begeistern können. Eine Sauna im Keller war auch lange modern. Jede Wette, dass in heimischen Kellerräumen noch tausende Schwitzkastln stehen, die selbst nach inzwischen 30 Jahren fast jungfräulich sind. Und staubig.

Eine kleine private Kellerbar könnte wieder modern werden. Jetzt, wo man die Gastro meidet und dort eh nicht rauchen darf.
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Das passiert einer Kellerbar nicht. Die wischt man regelmäßig mit dem Ärmel ab, wenn man nach dem Glas über die Budel fährt. Doch der Reihe nach. In Ostdeutschland war der Partykeller eine gelebte Tradition, bei uns gehörte in den frühen 1980er-Jahren eine Bar in ein mehr als gepflegtes Wohnzimmer eines Hauses. Samt Pfefferminzlikör und Blue Curacao. Es folgte die Hochblüte der bunten Getränke, die von einem Schirmchen beschützt wurden. Sie lösten Baucherl, Rüscherl und Jacky-Cola als Modegetränke ab. Mixen war auf einmal angesagt – auch in den öffentlichen Kellerbars, die es nicht nur in Skiorten, sondern auch in jeder größeren Stadt gibt. Und nun ist die private Kellerbar wieder im Kommen. Sag ich einfach einmal so. Sonst tut es ja keiner. Gerade in Zeiten wie diesen, wo wir nicht zum Wirten dürfen und daheim bleiben müssen, ist seelig, wer sein Möchtegern-Beisl daheim hat und auch noch Kellner und Sommelier sein darf.

Das ist nicht gerade die Kellerbar des einfachen Mannes, sondern schon eher des wohlhabenden Trinkers.
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Die Vorteile liegen auf der Hand. Kellerbars haben etwas Geheimnisvolles. Im gedämpften Licht schauen wir alle ein bisserl besser aus, und sogar das Rauchen ist ja in den eigenen vier Wänden erlaubt. Wenn es denn erlaubt ist. Im Sommer ist es dort angenehm kühl, während man im überhitzten Schlafzimmer sowieso kein Auge zukriegt, und wenn die Musik nach dem dritten Drink ein wenig lauter wird, gleichzeitig auch noch das Gegröle einsetzt, stößt sich weder der Nachbar daran noch die Mitbewohner, die doch schlafen wollen.

Man-Cave, eine Männerhöhle mit Bar und Billardtisch. Da können wir uns den Abend nach der Arbeit vorstellen.
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Haben Sie eine Kellerbar? Können Sie sich vorstellen, eine in den Keller zu bauen? Würden Sie dorthin jemanden einladen oder die Ruhe suchen? Wie würde Ihre Kellerbar aussehen? Viel altes Holz, reichverziert, im Shabby-Look? Oder steht Ihre Bar vielmehr in einer Art Man-Cave mit einem Fernseher für Sportübertragungen, Billardtisch und Beertender? Oder ist die Kellerbar für Sie der Inbegriff des Spießertums? Was haben dann Sie, abgesehen von Heizung und Gerümpel, im Keller? (Guido Gluschitsch, 16.4.2020)