Unbekümmert ausgehen, einkehren und essen – das war einmal. Die Auflagen und Einschränkungen, mit denen dem hochansteckenden Coronavirus nun auch in Österreich der Kampf angesagt wird, hat die Frequenz in manchen Essenslokalen dramatisch gesenkt. Gastrobetriebe sind denn auch unter den Ersten, die sich um einen Überbrückungskredit anstellen.

Seit Mittwoch, 15 Uhr, steht auf der Homepage der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (oeht.at) unter "Coronavirus – Maßnahmenpaket für den Tourismus" ein Antragsformular zum Downloaden bereit. Kurz zuvor wurden im Ministerrat die vorigen Freitag angekündigten Hilfen für die durch das Ausbleiben von Gästen besonders arg gebeutelte Branche beschlossen. Diese beinhalten im Wesentlichen Kredite zu einem günstigen Zinssatz, für die die Republik bürgt.

Warten auf Besucher: Einschränkungen wegen und Angst vor Corona haben die Frequenz in Lokalen stark gesenkt.
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Stand Dienstagabend, also noch bevor die Online-Einreichung überhaupt möglich war, sind bei der Tourismusbank 133 konkrete Anfragen eingelangt, insbesondere aus Tirol und vor allem von Restaurantbesitzern und Wirten.

"50 Prozent sind aus dem Gastrobereich, knapp 16 Prozent aus der Hotellerie, zehn Prozent von Reisebüros, die restlichen aus anderen Bereichen der Tourismus- und Freizeitwirtschaft," sagte ÖHT-Generaldirektor Wolfgang Kleemann dem STANDARD. Die Situation sei ernst. Kleemann: "Es kann eine Lawine nach oben werden."

Gaststätten in Not: Massiver Einbruch wegen Corona
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Für einige Verwirrung hat zunächst der angekündigte Corona-Erlass gesorgt, weil nicht klar war, wer aller vom Personenlimit betroffen sein wird. Nach Publikation des Erlasses durch das Gesundheitsministerium am Mittwoch steht fest, dass die Gastronomie von der 100-Personen-Beschränkung pro Raum ausgenommen ist.

Zutrittsmanagement für Bars

"Wir haben uns die Frage der Betriebskantinen angesehen, das war der Auslöser. Wir wollen den öffentlichen Betrieb nicht gefährden. Das ist rechtlich schwer trennbar, deswegen wollten wir zunächst den gesamten gastronomischen Betrieb herausnehmen," sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober nach dem Ministerrat. "Wir haben uns dann aber entschlossen, zwischen Bars und Klubs, wo nur alkoholische Getränke konsumiert werden, und Restaurants zu unterscheiden." Das heißt, Bars, aber auch Diskotheken und Après-Ski-Lokale müssen ab sofort ein Zutrittsmanagement installieren und ab der 100. Person Schluss sagen.

Restaurants und Kantinen sind an diese Auflage nicht gebunden, noch nicht. "Die Lage wird jeden Tag neu bewertet," sagte ein Eingeweihter. Dazu gehöre auch die Frage, ob frühere Schließzeiten verfügt werden sollen. In Italien beispielsweise müssen Restaurants und Bars seit einigen Tagen bereits um 18 Uhr schließen.

Keine Lust auf Lokale

Doch auch ohne behördliche Beschränkung ist vielen die Lust nach Außer-Haus-Essen vergangen. Alois Rainer, Obmann des Fachverbands Gastronomie in der Wirtschaftskammer Tirol, spricht von einer "sehr angespannten Situation". Besonders auch in höher gelegenen Skigebieten, die theoretisch noch eine längere Saison vor sich hätten, sei die Stimmung gekippt. Absagen von Firmenmeetings und Seminaren würden zunehmend auch Betriebe abseits der Skizentren treffen.

Für all jene sind die am Mittwoch beschlossenen Hilfen zur Überbrückung eines Liquiditätsengpasses gedacht. Das Volumen beläuft sich auf insgesamt 100 Millionen Euro. Die Bandbreite der einzelnen Kredite geht von null bis 500.000 Euro, wobei die Republik für 80 Prozent der Summe haftet. In Verhandlungen mit den Hausbanken soll erreicht werden, dass der Zinssatz für die Kredite mit einer Laufzeit von drei Jahren rund 1,5 Prozent beträgt, sagte ÖHT-Chef Kleemann. Die Gebühren – 1,5 Prozent der Kreditsumme – übernimmt die Republik. (Günther Strobl, 11.3.2020)