Christian Fischer

Kinder im Ausnahmezustand: ein Eindruck aus dem großen Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos. Für den STANDARD ist derzeit der Fotograf Christian Fischer vor Ort.

Die Allianz "Menschen.Würde.Österreich" von Christian Konrad appelliert gemeinsam mit Caritas, Diakonie, Rotes Kreuz, Samariterbund und Volkshilfe an die österreichische Regierung, ihre Hilfe angesichts der dramatischen Situation im Norden Syriens und auf den griechischen Inseln auszuweiten und nebst finanzieller Hilfe rasch auch humanitäre Hilfe zu leisten. Die Regierung möge sich einer "Koalition der Menschlichkeit anschließen und Schwächste der Schwachen retten", heißt es.

"Österreich kann und soll hier dem Beispiel Deutschlands und anderer europäischer Staaten folgen und unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, Familien mit Kindern oder andere vulnerable Gruppen von den griechischen Inseln aufnehmen", fordern Christian Konrad und Ferry Maier von der Allianz Menschen.Würde.Österreich. "Diese Menschen sind bereits in Europa und haben damit ein Recht auf ein Asylverfahren, das den rechtsstaatlichen und humanitären Ansprüchen Europas Rechnung trägt", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Hilfsorganisationen. Österreich müsse sich seiner Verantwortung stellen.

Große Hilfsbereitschaft und Solidarität

Mehrere Hilfsorganisationen haben derzeit Spendenaktionen explizit für Flüchtlinge, die in Griechenland gestrandet sind, ausgeschrieben. Jene der Caritas auf Facebook läuft auch für die Betreiber überraschend gut. Mit Stand Mittwochnachmittag waren unter dem Titel "Nothilfepakete für die Flüchtlinge in Griechenland" knapp 600.000 Euro zusammengekommen. Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner: "Das ist wirklich großartig. Es gibt eine große Hilfsbereitschaft und Solidarität. Die Leute wollen in jeder Form helfen. Die Bilder vom Lager Moria auf der Insel Lesbos sind schockierend. Bei uns melden sich täglich Leute, die fragen, wie sie helfen können."

Die Caritas betreibt mehrere Projekte, einige in Griechenland, aber auch Projekte in Syrien selbst und in den Nachbarstaaten. Schwertner: "Die Leute brauchen Decken und Zelte, es geht aber auch um medizinische Hilfe oder um Krankentransporte. Man muss die Situation für die Flüchtlinge, aber auch für die Bevölkerung vor Ort verbessern."

Die Caritas tritt auch dafür ein, Flüchtlinge aufzunehmen. "Ja, es müssen die Grenzen gesichert werden", sagt Schwertner, "aber es müssen auch die Menschen geschützt werden. Ersteres ist politisch offenbar gewollter und mag der Mehrheitsmeinung entsprechen, Lezteres ist aber ebenso wichtig."

Fokus auf Syrien

Auch andere Organisationen wie die Volkshilfe sammeln Geld für Hilfsprojekte, das Hilfswerk International oder die Malteser starten ebenfalls neue Aktionen, um Flüchtlingen zu helfen.

Gesammelt wird auch über die Aktion "Nachbar in Not". Diese Stiftung wird von insgesamt acht österreichischen Hilfsorganisationen und dem ORF getragen. Alle Spenden für Flüchtlinge in Syrien, die bis Ostern gesammelt werden, sollen von der Regierung verdoppelt werden. "Innerhalb von nur drei Tagen nach Start der Spendenaufrufe im ORF wurden bisher 700.000 Euro gespendet", berichtet Pius Strobl, der Zuständige für die Aktion. "Vorrangig ist geplant, mit dieser Aktion direkt Projekte in der Region Idlib zu unterstützen. Insgesamt erstreckt sich die "Nachbar in Not"-Hilfeleistung jedoch auf ganz Syrien. Griechenland ist nicht im Fokus." Das Spendengeld wird auf einzelne Projekte der Organisationen in Syrien verteilt.

Besonders die Caritas und das Rote Kreuz können mit mehr Geld rechnen, weil sie internationale Erfahrung haben und selbst Projekte vor Ort betreuen, erklärt Caroline Clautur, Sprecherin von "Nachbar in Not" beim Roten Kreuz. Engagiert sind auch Organisationen wie Care, Volkshilfe oder Malteser. Jede dieser Organisationen sei auf etwas anderes spezialisiert, manche auf mobile Spitäler, andere auf Essensversorgung oder Hygieneeinrichtungen.

Geld aus der Politik und Demo

Das Rote Kreuz wird zudem drei Millionen Euro aus dem Auslandskatastrophenfond der Regierung erhalten. Am Dienstag hat der außenpolitische Ausschuss des Nationalrates die Regierung aufgerufen, mehr Geld für die Flüchtlingshilfe bereitzustellen.

Die geplante Großdemo "Asyl ist Menschenrecht" für 21. März wurde wegen Corona von der Straße ins Internet verlegt. Die Veranstaltung der Plattform für eine menschliche Asylpolitik, in der auch etliche Grünen-Politiker engagiert sind, soll es ab 14 Uhr auf diversen Social-Media-Kanälen als Livestream geben. (Johanna Fuchs, Michael Völker, 12.3.2020)