Dank Werbesendungen geht Briefträgern die Arbeit nicht aus.

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Aus der gemeinsamen digitalen Bankzukunft mit der deutschen Fintech Group ist zwar nichts geworden, ihrem vor zwei Jahren (vor)eilig getätigten Investment bleibt die teilstaatliche Österreichische Post AG trotzdem treu. Von den 1.225.761 Stück Fintech-Aktien, die die gelbe Post im September 2018 erworben hatte, ist ein Großteil noch immer in ihrem Bestand – obwohl sich der Kurs der Fintech-Aktie zwischenzeitlich erholt hat und auf 28,50 Euro zurückgekehrt ist – jene Marke, zu der die Post einst Fintech-Aktien um rund 35 Millionen Euro gekauft hatte.

"Die Aktie wird aktuell hoch geschätzt, und wir haben bereits einen kleinen Teil verkauft", bestätigt man bei der Post. Ob sie den Rest der Anteilsscheine gewinnbringend loseisen wird können und wie rasch, ist offen. Denn am Donnerstag rumpelte es wieder kräftig an den Börsen, und die Papiere der Fintech Group AG notierten auf 22,90 Euro.

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Mit ihrem neuen Bankpartner, der Grazer Wechselseitigen, ist die Post inzwischen wesentlich weiter: Am 1. April startet die neue Post-Bank Bank 99, wie berichtet, flächendeckend in eigenbetriebenen Postfilialen. Rund 130 davon sollen zu Finanzdienstleistungszentren aufgerüstet werden, in denen zunächst Zahlungsverkehr, Konten, Debit- und Kreditkartenservices angeboten werden, die später um Kredite und Versicherungsprodukte erweitert werden sollen. Letzteres nicht zwangsläufig mit der Grawe, skizzierte Post-Chef Georg Pölzl bei Vorlage der Bilanz 2019 die Pläne, theoretisch wäre dies auch mit anderen Partnern machbar. Über die sogenannten Postpartner, also Trafiken, Tankstellen oder den Einzelhandel, werden Standardisierte Finanzprodukte vertrieben – wie bisher mit dem langjährigen Finanzpartner Bawag. Die Anlaufkosten im Vorjahr bezifferte Pölzl mit rund 25 Millionen Euro. Ins Verdienen kommen will man binnen drei Jahren, da soll "die Bank mit den einfachsten Geschäftsbedingungen in Österreich" bereits positive Ergebnisbeiträge liefern.

Mit rund 22 Millionen Euro schlagen auch die seitens der Datenschutzbehörde gestoppten Datengeschäfte der gelben Post zu Buche. So viel hat die Post für finanzielle Nachwirkungen rückgestellt: 18 Millionen Euro für das noch nicht rechtskräftig verhängte Bußgeld und der Rest für Folgekosten, also allfällige weitere Klagen im Zusammenhang mit möglichem Datenmissbrauch.

Befürchteter Amazon-Effekt bliebt aus

Zu einem "guten Jahr" für die Post wurde 2019 durch zwei Effekte: die Nationalratswahl mit viel Werbepost, amtlichen Informationsblättern und 1,1 Millionen Wahlkarten, und dass DHL Paket im Sommer die Waffen streckte. Die Pakete der Deutschen Post fetteten die Pakettransporte kräftig auf, sodass unterm Strich der allseits gefürchtete "Amazon-Effekt" ausgeblieben sei. Der weltgrößte Online-Händler bleibe auch weiterhin Kunde der Post, sagt Pölzl. Für wie lang, ist offen, man verhandle gerade für das Jahr 2021.

Die Paketsparte kam im Vorjahr auf 30 Prozent des Umsatzes und ist damit dem Briefsegment auf den Fersen. Brief/Werbung/Filialen sind mengenmäßig rückläufig, aber immer noch der mit Abstand größte Umsatzbringer der Post. Beim Ebit zeigt sich allerdings der enorme Unterschied im Ertrag: Mit Briefen verdiente die Post operativ knapp 265,4 Millionen Euro (nach 290 im Jahr davor), mit Paketen 45,1 Millionen Euro (nach 41,3 im Jahr davor). Dieses Geschäft wird ausgebaut, die Modernisierung und Vergrößerung der Logistikcenter gehen weiter.

Der Konzernumsatz stieg um 3,2 Prozent auf 2,02 Milliarden Euro, und das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 4,3 Prozent auf 318,7 Millionen Euro. Das Konzernbetriebsergebnis (Ebit) hingegen schrumpfte um 4,9 Prozent auf 200,6 Millionen Euro. Dass sich der Free Cashflow um 80 Prozent auf 33,8 Millionen dezimierte, führte Pölzl vor allem auf geänderte Bilanzierungsregeln zurück. Der Personalaufwand für die rund 20.400 Post-Beschäftigten (rund die Hälfte aller betrieblichen Aufwendungen) ging um 3,2 Prozent auf 976,7 Millionen Euro zurück. (Luise Ungerboeck, 12.3.2020)

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