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OMV-Chef Rainer Seele richtet seinen Konzern neu aus. Nachdem mehr als vier Milliarden Euro in den Chemiekonzern Borealis gesteckt wurden, will der Ölkonzern nun seine Mehrheit an Gas Connect abgeben.

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Wien – Die OMV lässt derzeit fast täglich mit Nachrichten aufhorchen: Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass der Einstieg beim russischen Achimov-Gasfeld wackelt, am Mittwoch hat der Aufsichtsrat den Mehrheitserwerb am Chemiekonzern Borealis abgesegnet, und am Donnerstag wurde angekündigt, dass der Pipelinebetreiber Gas Connect Austria und das deutsche Tankstellengeschäft abgegeben werden sollen.

Die OMV Deutschland GmbH betreibt im süddeutschen Raum – mit Schwerpunkt in Bayern und Baden-Württemberg – 287 Tankstellen. 195 davon haben auch Viva-Shops. Dieses Geschäft passt OMV-Chef Rainer Seele offenbar nicht mehr ins Konzept: Mit der möglichen Veräußerung treibe die OMV "aktiv ihr Portfoliomanagement in Richtung eines nachhaltigen und profitablen Wachstums voran", heißt es in der Mitteilung vom Donnerstag.

Gas Connnect passt nicht zu Zielen

Zu diesen Zielen scheint auch die Gas Connect nicht zu passen, die OMV will sich von ihren 51 Prozent an der GCA trennen und hat im österreichischen Stromerzeuger Verbund einen möglichen Käufer gefunden, mit dem nun exklusiv verhandelt wird. 49 Prozent an der GCA hält die AS Gasinfrastruktur GmbH, die wiederum zu 60 Prozent dem deutschen Allianz-Konzern und zu 40 Prozent dem italienischen Pipeline-Betreiber SNAM gehört.

Die Gas Connect verfügt über ein rund 900 Kilometer langes Erdgas-Hochdruckleitungsnetz in Österreich. Die verkaufte Transportkapazität liegt nach eigenen Angaben bei 143 Milliarden Kubikmetern Gas pro Jahr. Die Gas Connect Austria ist für die Errichtung und den Betrieb von Erdgas-Hochdruckleitungen in Österreich sowie für die Vermarktung und Bereitstellung von Transportkapazitäten an den Grenzübergangspunkten, sogenannten Entry- und Exit-Kapazitäten, und von Transportkapazitäten für im Inland benötigtes Erdgas zuständig. Der Verbund ist im Stromleitungsgeschäft mit dem Übertragungsnetzbetreiber APG tätig.

Borealis-Deal

Am Mittwoch hatte der OMV-Aufsichtsrat grünes Licht für den Zukauf von weiteren 39 Prozent am Chemiekonzern Borealis um 4,68 Milliarden Dollar (4,1 Milliarden Euro) gegeben, womit die OMV 75 Prozent an Borealis halten wird. Der Kaufvertrag zwischen der teilstaatlichen OMV und dem bisherigen Mehrheitseigentümer Mubadala wurde am Donnerstag unterzeichnet, mit dem Abschluss des Deals wird bis Jahresende gerechnet. Mubadala ist der Staatsfonds von Abu Dhabi, ihm gehören 64 Prozent der Borealis-Anteile. Die Mubadala Petroleum and Petrochemicals Holding hält auch 24,9 Prozent an der OMV selbst.

Die Borealis-Übernahme ist die bisher größte Akquisition eines österreichischen Unternehmens – die Übernahme des deutschen Lichttechnikkonzerns Osram durch die steirische AMS um bis zu 4,6 Milliarden Euro ist noch nicht durch, die Steirer halten 60 Prozent der Anteile und peilen bis zum Sommer einen Beherrschungsvertrag an.

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Am Mittwoch hat der OMV-Aufsichtsrat grünes Licht für die Übernahme des Chemiekonzerns Borealis gegeben.
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Einstieg in Achimov-Gasfeld wackelt

Geld für den Borealis-Zukauf wird unter anderem frei, weil der Einstieg der OMV beim russischen Achimov-Gasfeld zuletzt wieder in weite Ferne gerückt ist und ganz scheitern könnte. 905 Millionen Euro hätte die OMV für knapp 25 Prozent an der Entwicklung der Gebiete IV und V der Achimov-Formation im Öl-, Gas- und Kondensatfeld Urengoj bezahlen sollen, die Vertragsunterzeichnung war für Ende 2019 geplant.

Vor einer Woche teilte die OMV aber überraschend mit, dass sich die Verhandlungen bis 2022 hinziehen könnten, wobei auch der bereits fixierte Kaufpreis nicht mehr fix sei und die russische Gazprom auch mit anderen möglichen Käufern verhandeln könne.

Freitagvormittag will der OMV-Vorstand seine Strategie erläutern. Die neue Vorständin Elena Skvortsova, die am Mittwochabend als fünftes Vorstandsmitglied bestellt wurde und spätestens ab 1. Oktober für die Sparte Marketing & Trading zuständig sein wird, wird da noch nicht dabei sein. (APA, 12.3.2020)