Der Marsrover Rosalind Franklin soll auf dem Roten Planeten nach Spuren von einstigem Leben suchen.

Illustration: Esa/ATG medialab

Die europäische Weltraumorganisation Esa hat das Rennen gegen die Zeit knapp verloren: Planmäßig hätte der Marsrover Rosalind Franklin im Sommer 2020 ins All starten sollen, doch Schwierigkeiten mit dem Fallschirmsystem brachten die Mission Exomars in den vergangenen Monaten in Bedrängnis. Jetzt zog die Esa gemeinsam mit ihrem Projektpartner, der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos, die Notbremse: Der Start wird auf 2022 verschoben. Das sagte Esa-Generaldirektor Jan Wörner bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Paris.

Bis zuletzt war fieberhaft daran gearbeitet worden, den Zeitplan doch noch einhalten zu können. Wie berichtet, gab es im Vorjahr Schwierigkeiten mit dem Fallschirmsystem der Mission. Die beiden Hauptfallschirme waren beim Öffnen wiederholt beschädigt worden. Nach einer Überarbeitung des Systems verliefen weitere Tests positiv, doch Tests bei niedrigem Atmosphärendruck in rund 28 Kilometer Höhe stehen noch aus.

Auf Nummer sicher

Wie Wörner mitteilte, ist auch noch eine kleine Korrektur am Sonnensegel des Rovers nötig, zudem wurden bei den jüngsten Überprüfungen kleine Fehler in der Software entdeckt. Das ließe sich zwar rechtzeitig beheben, doch die Zeit für alle nötigen Sicherheitschecks sei inzwischen zu knapp. "Wir könnten heuer starten, aber nicht alle Tests befriedigend abschließen", sagte Wörner. "Wir haben daher den Rat unserer Experten angenommen und verschieben den Start auf den nächstmöglichen Zeitpunkt 2022."

Es werde sich sonst nichts ändern – die Mission und ihre Ziele blieben dieselben, so Wörner. Der Aufschub sei "natürlich eine große Enttäuschung für alle, für die Wissenschafter, die Missionsteams, auch für mich selbst", so der Esa-Chef, der sich bei allen Beteiligten bedankte, die in den vergangenen Monaten unter großem Druck daran gearbeitet hätten, den Start 2020 noch zu retten. Doch es gebe keinen Grund, Tränen zu vergießen: "Wir können uns auf eine sehr besondere Mission freuen."

Reisebeschränkungen und Maßnahmen gegen die weitere Ausbreitung des Coronavirus würden die Pläne für letzte Tests zusätzlich beeinträchtigen, hieß es von Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin. Eigentlich hätte er die Pressekonferenz am Donnerstag gemeinsam mit Wörner in Moskau abhalten sollen, doch das Treffen wurde wegen der Pandemie abgesagt.

Suche nach Lebensspuren

Das nächste Startfenster öffnet sich zwischen August und Oktober 2022. Dann gibt es wieder eine günstige Konstellation von Erde und Mars, die einen Flug in nur rund sechs bis sieben Monaten möglich macht und dadurch erheblich Kosten spart.

Der Rover, der zu Ehren der britischen Biochemikerin Rosalind Franklin benannt wurde, soll Analysen der Marsoberfläche vornehmen, bis zu zwei Meter in die Tiefe bohren und Proben auf organische Moleküle untersuchen. Ziel ist es, nach Spuren vergangenen Lebens zu suchen und mehr über die einstige Lebensfreundlichkeit unseres Nachbarplaneten herauszufinden. Die Mission ist nicht darauf ausgelegt, große Distanzen zurückzulegen, deshalb soll der Rosalind-Franklin-Rover gleich in einem möglichst vielversprechenden Gebiet landen und vor Ort forschen.

Drei weitere Marsmissionen 2020

Für die Esa ist die Verzögerung ein weiterer Rückschlag. Der erste Teil der Mission endete im Oktober 2016 in einem Fiasko: Zwar konnte die Sonde Trace Gas Orbiter in eine Umlaufbahn um den Roten Planeten gebracht werden, die Testlandung mit dem kleinen Roboter Schiaparelli schlug jedoch fehl – er krachte wegen eines Softwarefehlers mit 540 km/h auf den Mars.

Ein langweiliges Jahr wird 2020 für Marsenthusiasten trotz der Exomars-Verzögerung nicht: Zwischen Juli und August sollen drei weitere Missionen zum Roten Planeten starten. Die Nasa schickt ihren neuen Rover Perseverance los, um mehr über die geologische Geschichte des Mars in Erfahrung zu bringen. Auch China schickt einen kleinen Rover namens Huoxing-1 auf den Weg. Die Vereinigten Arabischen Emirate planen, den Orbiter Hope in eine Marsumlaufbahn zu bringen. (David Rennert, 12.3.2020)