GNOME 3.36. Im Hintergrund ebenfalls zu sehen: Die neu gestaltete "Clocks"-Anwendung.

Screenshot: Proschofsky / STANDARD

In einer Hinsicht unterscheidet sich der Linux-Desktop grundlegend von Windows oder macOS: Eine einheitliche Desktop-Umgebung gibt es hier nicht, die Nutzer können aus einer Fülle unterschiedlicher Projekte wählen. Für praktisch jeden Geschmack gibt es etwas – vom Kommandozeilenliebhaber bis zu denen, die lieber einen macOS-Nachbau haben wollen. Eine der am meisten genutzten Desktop-Umgebungen ist dabei GNOME, kommt dieses doch vielen populären Distributionen als Default-Wahl zum Einsatz.

Update

Mit GNOME 3.36 gibt es nun eine neue Generation der Software, die die Entwicklungen der vergangenen sechs Monate zusammenfasst. Und bei dieser setzt sich zunächst vor allem ein erfreulicher Trend der vergangenen Versionen fort: Der Fokus auf Performance-Optimierungen. Sowohl die GNOME Shell als auch der Fenstermanager Mutter haben einige Verbesserungen erfahren, die – erneut – in eine merkliche Steigerung der Performance resultieren sollen. Die diesbezüglichen Ambitionen sind aber noch nicht am Ende, schon für das in wenigen Wochen anvisierte GNOME 3.36.1 soll noch eine weitere wichtige Optimierungen einfließen, die unnötige Datenträgerzugriffe verhindert, die zu kurzen Hängern führen können.

GNOME

Bitte nicht stören

Ein weiteres Highlight der neuen Version ist der einfache Zugriff auf einen systemweiten "Do Not Disturb"-Modus. Über einen neuen Knopf im Panel können nun also alle Benachrichtigungen rasch deaktiviert werden. Komplett neugestaltet wurde das Design des Lock Screen, wodurch dieser sowohl simpler als auch einfacher zu nutzen sein soll. Generell wurde das Desktop Theme von GNOME weiter überarbeitet, was nicht zuletzt bedeutet, dass jetzt systemweite Schrifteneinstellungen akzeptiert werden.

Auch sonst gab es vielen Feinschliff am Desktop. So wurde das Power-Menü neu gestaltet, dies nicht zuletzt mit der Absicht den Suspend-Modus leichter zugänglich zu machen. Dazu wurden noch viele Systemdialoge überarbeitet, um sie besser in das restliche Design des Desktops einzupassen. Ebenfalls neu ist ein Button, um bei der Passworteingabe dieses sichtbar zu machen. Außerdem können App Folder in der GNOME-Shell-Übersicht jetzt umbenannt werden, und es gab optische Verfeinerung für Desktop-Suchergebnisse und die Kalenderdarstellung.

Umräumen

Einmal mehr hat man sich den Desktop-Einstellungen gewidmet, und dabei auch die bisherige Struktur durchdacht. So sind die Display-Einstellungen nun nicht mehr unter "Geräte" versteckt, sondern werden direkt in der Hauptübersicht aufgelistet. Erweitert wurden dafür die Privacy-Einstellungen: Hier wird nun auch aufgelistet, welchen Programmen der Zugriff auf Kamera, Standort oder Mikrofon gewährt wurde. Komplett neu gestaltet wurde der Einstellungsdialog für Nutzerkonten.

Rascher Zugriff auf Do Not Disturb in GNOME 3.36
Grafik: GNOME

Die Dialoge zur ersten Einrichtung des Desktops wurden ebenfalls überarbeitet. Besonders interessant ist dabei ein neuer Punkt zur Kindersicherung: Es kann also schon der erste Account so eingerichtet werden, dass für diesen nur eine gezielte Auswahl an Anwendungen verfügbar ist. Für Nutzer des proprietären Nvidia-Grafiktreibers von großer Relevanz: Es ist nun über ein Kontextmenü möglich, auszuwählen, mit welchem Grafikchip ein Programm gestartet werden soll – so hier denn mehrere Optionen zur Verfügung stehen.

Vermischtes

Bei den GNOME-Anwendungen gibt es ebenfalls einige Neuerungen zu berichten. So erkennt die Softwarezentrale nun automatisch, wenn das Gerät mit einem im Datenvolumen begrenzten Netzwerk verbunden ist. Ist dass der Fall, werden dann neue Updates nicht mehr selbsttätig im Hintergrund heruntergeladen. Nicht mehr in GNOME Software zu finden sind hingegen nun Erweiterungen für den Desktop selbst, für diese wurde eine komplett neue Anwendung entwickelt.

Der Lock Screen ist simpel gehalten.
Grafik: GNOME

Einige Neuerungen gibt es bei der einfachen Virtualisierungslösung Boxes. So kann nur festgelegt werden, wie viele CPUs eine VM nutzen darf. Dies geht mit einer generellen Überarbeitung des Dialogs zum Anlegen von neuen VMs einher. Ebenfalls neu ist der Support für UEFI Booting. Der Browser GNOME Web kann jetzt wiederum PDFs direkt in einem eigenen Tab anzeigen, und bietet Unterstützung für einen Dark Mode.

Download

GNOME 3.36 steht in Form des Source Codes der einzelnen Komponenten von der Seite des Projekts zum Download. Eine größere Zahl von Nutzern wird es dann wohl über die nächsten Versionen diverser Distributionen erreichen. Sowohl Fedora 32 als auch Ubuntu 20.04 sollen in den kommenden Wochen mit der neuen Desktopgeneration erscheinen. (Andreas Proschofsky, 12.03.2020)