Dirigent Christian Thielemann hat heuer zu Ostern frei, die Salzburger Osterfestspiele sind abgesagt.

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Salzburg – Der Aufsichtsrat der Osterfestspiele Salzburg hat am Donnerstag die Absage des Festivals für 2020 beschlossen. Alleine bei den Proben für die Hauptproduktion, der Oper "Don Carlo" von Giuseppe Verdi am 4. April, wären mehr als die per Erlass des Gesundheitsministeriums erlaubten 100 Personen auf der Bühne gestanden. Bei Arnold Schönbergs "Gurre-Lieder" sind gar mehr als 300 Personen involviert.

"Das ist eine Anzahl von Mitwirkenden, die aus Sicht der Fürsorgepflicht der Festival-Geschäftsführer mehr als problematisch ist. Daher haben die Osterfestspiele ersucht, die Aufführungen zu untersagen", sagte Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) nach der Sitzung. Auch der amtsärztliche Dienst habe eine Absage empfohlen, diese dürfte bereits morgen, Freitag, schriftlich von der Bezirksverwaltungsbehörde – der Stadt Salzburg – ausgefertigt werden.

"Auf der anderen Seite weiß man nicht, ob die Maßnahmen, die derzeit bis 3. April befristest sind, verlängert werden", betonte Haslauer. Viele Künstler würden zudem aus anderen Ländern kommen – auch aus Italien oder Südkorea, die besonders stark vom Coronavirus betroffen sind. Ein Teil der Besucher seien auch ältere Personen, die in den engen Auditorien einer besonderen Gefährdung ausgesetzt sind.

Je später, desto teurer die Absage

Nun gehe es darum, den Schaden zu minimieren. "Je später die Osterfestspiele abgesagt werden, desto höher werden die Ausfallskosten." Haslauer geht davon aus, dass nicht nur Reise- und Nächtigungskosten für die Künstler wegfallen – auch ein Anspruch auf entfallene Honorare bei den eigentlichen Aufführungen dürfte nicht bestehen. Allerdings gebe es hier noch rechtliche Fragen zu klären. Die Absage sei gemäß Paragraf 15 Epidemiegesetz erfolgt, eine Bestimmung die keinen Anhaltspunkt für eine staatliche Entschädigung biete.

Die Zukunft des Festivals als Ganzes sieht der Landeshauptmann aber nicht gefährdet. "Wir haben auf eine rasche behördliche Entscheidung gedrängt, damit der Schaden nicht so groß wird, dass die Osterfestspiele insgesamt in ihrer Substanz bedroht sind."

Wie die Aufsichtsratsvorsitzende der Osterfestspiele Salzburg GmbH, Sarah Wedl-Wilson, am Donnerstag erklärte, sei nun ein Kassensturz notwendig. "Wir schauen uns alle Verträge mit dem Orchester und den Künstlern im Detail an." Dort wo schon Proben geleistet wurden, seien aber auf jeden Fall Entschädigungen zu bezahlen.

Alternativlos

Die Absage sei schwierig, aber ohne Alternative gewesen. "Sie können sich vorstellen, wie sich die Mitarbeiter fühlen, die das ganze Jahr einzig und alleine auf dieses Event hinarbeiten. Die Vorbereitungen für 2020 laufen seit zweieinhalb Jahren. Aber wir beugen uns den medizinischen und gesundheitlichen Notwendigkeiten." Wie Haslauer ging Wedl-Wilson heute davon aus, dass es das Festival auch in Zukunft geben wird.

Der Vertreter der Stadt im Aufsichtsrat, Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP), sprach nach der Sitzung von der wirtschaftlichen Bedeutung des Festivals. "Die Kaufmannschaft freut sich jedes Jahr riesig auf die Osterfestspiele, nicht nur die Gastronomie und die Hotellerie. Es gibt einzelne Geschäfte, die machen in dieser Woche den gleichen Umsatz wie sonst über das Jahr." Die Abwehr gegen weitere Gefahren gehe aber vor. "Die Entscheidung war notwendig und richtig."

Auf einen Ausblick auf die Pfingstfestspiele oder auf die Jubiläums-Festspiele im Sommer wollte sich Preuner heute nicht einlassen. "Wir leben derzeit von einem Tag auf den andern. Wir können derzeit nicht sagen, wie sich die Situation weiter entwickelt." (APA, 12.3.2020)