Neue Technologien, neue Mobilitätsgewohnheiten, wenig Lust auf neue Autos: Die Autobauer und ihre Zulieferer stehen vor vielen Herausforderungen.

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Unabhängig von der großen Aufregung rund um das Coronavirus begann der Donnerstag für 2300 MAN-Angestellte in Oberösterreich mit einer Hiobsbotschaft. Das Werk in Steyr soll geschlossen und die Produktion nach Deutschland und Polen verlegt werden, verbreitete das deutsche Handelsblatt. Durchaus nicht unglaubwürdig, hat doch Joachim Drees, Chef des Münchner Lkw-Herstellers, den Abbau von rund 6000 Stellen ankündigt – um den Lkw-Produzenten in die Zukunft zu führen.

Erich Schwarz, MAN-Betriebsratsvorsitzender in Steyr, verwies die Nachricht ins Reich der Gerüchte. Es gebe Standort- und Beschäftigungssicherungsverträge bis zum 31. Dezember 2030. Einen Abbau von 750 Angestellten in der Administration bestätigte er hingegen. In turbulenten Zeiten häufen sich die Meldungen, dass sich diese vollinhaltlich ändern, ist immer möglich. Das gilt derzeit ganz besonders auch für die Autobranche.

Sparprogramme, Technologiediskussionen, Fahrverbote, Brexit, Klimadebatte: Das vergangene Jahr hielt für die Autobauer reichlich Zündstoff bereit. Als wäre das nicht genug, spitzt sich nun die Lage durch die Ausbreitung des Coronavirus zu. Die europäische Autoindustrie sieht sich bereits zu Einschränkungen in der Produktion gezwungen. Fiat Chrysler legt in Italien mehrere Werke vorübergehend still, die spanische VW-Tochter Seat bereitet die Belegschaft auf die vorübergehende Freistellung von Personal vor. Bei Volkswagen rechnet der Betriebsrat mit massiven Auswirkungen auf die Arbeit.

Im Sog der Entwicklungen

Die heimische Autozulieferbranche gerät ebenfalls immer stärker in den Sog der Entwicklungen ihrer Kunden, der großen Autobauer. Der Linzer Autozulieferer Polytech hat seit Monaten Kurzarbeit in vereinzelten deutschen Werken, nicht jedoch in Österreich. Bei der aktuellen Situation sei davon auszugehen, "dass wir dieses Instrument ausweiten".

Nicht nur in Oberösterreich brodelt es branchenintern. Im niederösterreichischen Berndorf schickte der deutsche Zulieferbetrieb Schaeffler Anfang Jänner 500 Angestellte auf Kurzarbeit. Beim in Eugendorf bei Salzburg angesiedelten Hersteller von Fahrzeugtransportern und Aufbauten Kässbohrer treten die 327 Mitarbeiter seit 1. März unfreiwillig kürzer. 90 Leiharbeiter, die bei Kässbohrer beschäftigt waren, mussten Mitte Februar gehen. Und Ende vergangenen Jahres scheuchte eine Meldung die Lokalpolitiker auf, wonach Magna 1800 Arbeitsplätze in der Steiermark abzubauen plane. Von der Konzernspitze kam zwar umgehend ein Dementi, dennoch ist die Lage seither angespannt. Nach wie vor lebt in der Steiermark die Hoffnung, dass eine Kündigungswelle durch einen neuen Auftrag abgefangen werden kann. (and, 13.3.2020)