Waltraut Haas in den ORF-"Seitenblicken".

Foto: Screenshot / ORF TVThek

Wenn Veranstaltungen reihenweise wie Dominosteine umfallen, sind auch die ORF-"Seitenblicke" in einer veritablen Existenzkrise. Über wen lässt es sich noch berichten, wenn sich das gesellschaftliche Österreich und jenes, das sich dafür hält, rasant auf dem Weg zum Stillstand befindet?

Am Mittwoch jedenfalls wurde ein Teil der vierminütigen Sendezeit unter anderen mit einer Homestory über Schauspielerin Waltraut Haas gefüllt. Ob es wirklich eine so gute Idee ist, wenn die Seitenblicke in Zeiten des Coronavirus eine 93-jährige Frau mit einem Kamerateam besuchen, sollen Virenexperten beurteilen. Der ahnungslose TV-Konsument denkt sich nur: Hmmh ...

Empfangen wurden sie im Hause der Künstlerfamilie Haas-Strahl sehr freundlich. An der Haustüre wartete Pudel Puppi, um artig mit der Pfote zu wackeln, später gähnte auch er noch herzhaft. In unsicheren Zeiten braucht es viel tierischen Flausch.

Und im Haus selbst gab es immerhin etwas, das einer Sicherheitsmaßnahme gleicht: Der interviewte Regisseur Marcus Strahl hielt das ORF-Mikrofon selbst in der Hand, statt es unter die Nase gerieben zu bekommen, und er verhalf damit auch Schauspielerin Leila Strahl zu ihrer Wortspende.

Sorgen muss man sich um die Seitenblicke wohl dennoch nicht machen. Es gibt schließlich noch Alternativen: Die kleinen Bühnen, die derzeit noch bespielt werden, weil sie weniger als 100 Leute fassen. Und wenn wirklich gar nichts mehr passiert, ließe sich die Sendung auch gut mit ORF-Archivmaterial füllen. Wer weiß, ob es auffällt? (Oliver Mark, 12.3.2020)