An Österreichs Universitäten wurde der Lehrbetrieb im traditionellen Präsenzformat eingestellt. Schulen stehen vor der Schließung. Studierende sollen dennoch die Möglichkeit haben, ihr Studium fortzusetzen, ältere Schülerinnen und Schüler weiter mit Lernstoff versorgt werden.

Nun sind Online-Teaching und Distance-Learning gefragt. Es gilt, das Potenzial digitaler Medien auszunutzen, neue Tools und Angebote zu testen, virtuelle Klassenzimmer, Hörsäle und Seminarräume einzurichten.

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Für manche heißt das, in Windeseile digitale Kompetenzen zu entwickeln, die sie bisher vielleicht bestenfalls vom Hörensagen kannten und von denen sie gehofft hatten, dass sie diese nicht mehr erwerben müssten. Jüngere werden sich leichter tun, ältere mitunter schwerer.

Sehr rasch wird sich zeigen, wie sehr die digitale Kluft nun Menschen trennt – in jene, die über geeignete technische Mittel verfügen (digitale Medien wie PC und Laptop), und jene, die vom (technischen) Zugang und daher von den nun angesagten Lernwelten ausgeschlossen sind und bleiben werden. Die Kluft müssen wir so schnell wie möglich überwinden, um die bestehende Zweiklassengesellschaft nicht noch zu verstärken. Gelingt das, so stehen wir allerdings vor einem interessanten gemeinsamen Projekt.

Digitale Solidarität

Es wird sich zeigen, wie viel Verbindlichkeit und Selbstständigkeit wir als Lerngemeinschaften (aus Lehrenden und Lernenden) erzielen werden. Wir werden erfahren, wie sehr wir uns darauf verlassen können, dass die Technik funktioniert, und ob sich eine digitale Solidarität einstellt und es gelingt, Kompetenzunterschiede (zum Beispiel im Zugang zu den digitalen Lernplattformen) durch gegenseitige Unterstützungsleistungen auszugleichen. Vielleicht werden ja Schülerinnen, Schüler und Studierende darin zu den besten Lehrmeisterinnen und Lehrmeistern.

Wir werden etwas über Eigenverantwortung lernen und sehen, ob Menschen sich an Termine halten (um zum Beispiel pünktlich im virtuellen Seminarraum zu erscheinen) und Aufgabenstellungen auch erledigt werden, wenn man sich die Zeit freier einteilen kann und selbstständiger agieren muss. Vielleicht erkennen wir, dass wir uns selbst dafür neue Regeln geben müssen und was uns am sozialen Zusammentreffen im virtuellen Raum gefällt oder eben missfällt, ob wir etwas – oder auch uns gegenseitig – vermissen.

Zugleich werden wir auch reflektieren können, welche Inhalte sich für das Distance-Learning eignen, welche hingegen der Präsenz vorbehalten bleiben sollten und was wir besprechen sollten, wenn wir uns wieder an den realen Orten des Unterrichts treffen können. Vielleicht erkennen wir dann auch besser, wozu uns das Zusammensein sinnvoll und notwendig erscheint und welchen Nutzen digitale Medien für Lernen und Lehren stiften können.

Kurz: Wir alle werden zu lernen haben – in technischer, didaktischer, kultureller und sozialer Hinsicht. Wir haben aber auch eine große Chance, etwas daraus zu lernen. Nutzen wir sie doch und bringen wir das momentane Chaos des Umstiegs möglichst rasch hinter uns. (Larissa Krainer, 13.3.2020)