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Möglicherweise waren es die klimatischen Entwicklungen, die Menschen und Hyänen auf parallele Wege geschickt haben.
Foto: AP Photo/WCS, Julie Larsen Maher

Wien – Der Primat Mensch und das mit den Katzen verwandte Raubtier Hyäne sind zwei Arten, die einander evolutionär nicht sonderlich nahe stehen. Und doch weisen sie erstaunliche Parallelen auf, berichtet ein internationales Forscherteam mit österreichischer Beteiligung im Fachjournal "Science Advances". In den vergangenen zwei Millionen Jahren zeigten sowohl Menschen als auch Hyänen ein vergleichbares Muster von Migration und Vermischung zwischen nahe verwandten (Sub-)Spezies.

Wegen trennen sich und führen wieder zusammen

Ein Team um Michael Westbury von der Universität Kopenhagen und Doris Nagel vom Institut für Paläontologie der Universität Wien verglich das Erbgut von zwölf Tüpfelhyänen (Crocuta crocuta) und sieben ausgestorbenen Höhlenhyänen. Die über weite Teile Afrikas verbreitete Tüpfelhyäne ist heute die größte aller Hyänenarten. Bei der Europäischen Höhlenhyäne (Crocuta crocuta spelaea) und der Asiatischen Höhlenhyäne (Crocuta crocuta ultima) handelte es sich um besonders großgewachsene Unterarten. Statt den 50 Kilogramm heutiger Hyänen sollen sie bis zu 100 auf die Waage gebracht haben.

"Die prähistorischen Menschen und Hyänen verließen Afrika zur selben Zeit vor rund zwei Millionen Jahren", sagt Westbury. Und genau wie die Menschen seien die Hyänen immer wieder zwischen den Kontinenten hin und her gewandert.

Gen-Analysen

Die zweite Parallele: Es gab auch Genfluss zwischen mittlerweile ausgestorbenen und bis heute fortbestehenden Arten. Aus dem Homo erectus entwickelten sich verschiedene Menschenarten, zwischen denen es später wieder zu Vermischungen kam – genetisch belegt sind die zwischen Homo sapiens, Neandertaler und Denisova-Mensch. Die Tüpfelhyänen aus Afrika wiederum mischten sich wohl mehrmals mit den Höhlenhyänen Eurasiens – auch dies waren drei Arten oder Unterarten, die auf gemeinsame Ahnen zurückblickten.

Bei beiden Gattungen sind laut den Forschern die Abweichungen zwischen dem aus dem Erbgut der Zellkraftwerke (Mitochondrien) und dem Zellkern erstellten Stammbäumen "hochähnlich". Die weiteste Abzweigung wäre beim mitochondriellen Stammbaum bei Menschen und Hyänen von der Ostasiatischen Linie, während das Zellkern-Erbgut vor allem eine enge Geschwisterbeziehung zwischen Ost- und Westeurasischen Linien zeigt: Dies wären Neandertaler und Denisovaner bei den Menschen sowie Europäische und Asiatische Höhlenhyäne bei den Raubtieren.

Eine gemeinsame Ursache?

Ob die festgestellten Parallelen reiner Zufall sind, ist laut den Forschern unklar. Denkbar wäre, dass Menschen und Hyänen in gleicher Weise auf Klima- und Lebensraumänderungen reagierten. Immerhin fällt der untersuchte Zeitraum von zwei Millionen Jahren zur Gänze ins Eiszeitalter, das von heftigen Schwankungen zwischen Kalt- und Warmzeiten geprägt war.

Dass man sich auch jenseits von Afrika immer wieder über den Weg gelaufen ist, dürfte für die Hyänen allerdings kein Vorteil gewesen sein, so die Forscher: Die Populationen der Hyänen wurden immer dann dezimiert, wenn die menschlichen Populationen gerade stark im Ansteigen waren. Außerdem wird – wie bei vielen anderen Angehörigen der eiszeitlichen Megafauna – spekuliert, dass die Menschen am Aussterben der Höhlenhyänen nicht unbeteiligt waren. (red, APA, 14. 3. 2020)