Chirurgen am Universitätsklinikum Brünn.

Foto: Fakultní nemocnice Brno/Youtube

Der Sars-CoV-2-Virus sorgt rund um die Welt für eine Belastung der Gesundheitssysteme. Um die Ansteckungskurve zu verflachen, gelten in Österreich seit Montag für zumindest eine Woche strenge Bestimmungen zur Einschränkung sozialer Kontakte. Auch in vielen Nachbarländern steht die Krise noch am Beginn ihrer Entwicklung.

So auch in Tschechien, wo bisher rund 300 Infektionsfälle bekannt geworden sind. Auch dort rüstet man sich für einen weiteren Anstieg und intensiviert die Anstrengungen, um mehr Tests von Verdachtsfällen durchführen zu können. Mitten in dieser Situation ist nun ein neues Problem aufgetaucht: ein Erpressungstrojaner. Betroffen ist das Universitätsklinikum in Brünn. Es beheimatet eines der größten Testlabors zur Diagnose von Coronavirus-Infektionen, berichten IT-Experte Günter Born und "Brno Daily".

IT-Shutdown

Demnach nistete sich die Malware am Freitagmorgen um zwei Uhr auf den Rechnern im Spital ein. Entdeckt wurde das Problem drei Stunden später. Das Krankenhauspersonal wurde via Lautsprecherdurchsagen umgehend aufgefordert, die Computer herunterzufahren.

Um acht Uhr waren schließlich die IT-Systeme komplett heruntergefahren worden, was auch Auswirkungen auf die Geburtenstation und das Kinderspital hatte, die von der Ransomware nicht betroffen waren. Infolge der Abschaltungen mussten auch Operationen verschoben werden. Auch die Website des Klinikums ist seitdem offline.

Die Rechner blieben seither ausgeschalten, die Betreuung der Patienten läuft – soweit technisch möglich – weiter. Ein Teil von ihnen wurde in umliegende Krankenhäuser verlegt. Das Nationale Zentrum für Cyberabwehr, die Polizei und die IT-Mitarbeiter des Spitals arbeiten seither an einer Lösung.

Lösung dürfte dauern

Unter Ransomware, auf Deutsch oft "Erpressungstrojaner" genannt, versteht man Schadsoftware, die von ihr befallene Rechner sperrt oder darauf gespeicherte Daten verschlüsselt. Per Einblendung werden Nutzer aufgefordert, einen Betrag in Form von Geld oder Kryptowährung zu überweisen, um wieder Zugang zum PC und den Daten zu erhalten. Dieser wird bei Bezahlung häufig auch wiederhergestellt, eine Garantie darauf gibt es aber freilich nicht.

Noch am Freitag machten die für die Behebung der Situation Verantwortlichen deutlich, dass eine Lösung zumindest mehrere Tage in Anspruch nehmen werde, erklärte man bei "Brno Daily" gegenüber dem STANDARD. Seitdem habe man keine Updates zur Lage erhalten. Eine Anfrage beim Universitätsklinikum Brünn bezüglich der aktuellen Situation wurde gestellt. Die Antwort wird bei Einlangen nachgereicht. (gpi, 16.3.2020)