Das muss jetzt auch einmal drin sein, zumal es sehr ehrlich gemeint ist: ein echter Verriss, nur einmal zur Vorwarnung. Grundsätzlich baut Kia ja tolle und überzeugende Autos, und auch der Kia Niro, der 2016 mit einem Hybridantrieb auf den Markt kam, gefiel uns gut. Ein kompaktes Auto, in dem alles am rechten Fleck sitzt, super in der Stadt, die Kombination von Verbrennungsmotor und Elektroantrieb funktionierte im Zusammenspiel prächtig. Ein schlauer Wagen. Noch besser müsste der Niro Plug-in-Hybrid sein, bei dem man per Steckdose nachladen kann. Die elektrische Reichweite beträgt somit an die 60 Kilometer, eher theoretisch.

In der Praxis war das alles halb so toll – bis hin zu ärgerlich. Den Testwagen hatten wir übernommen, als es richtig kalt war. Und wir fuhren eindeutig elektrisch, aber mit einem seltsamen Nebengeräusch. Dem laufenden Benzinmotor nämlich. Der hielt brav die Drehzahl, war also vom Fahrbetrieb entkoppelt. Des Rätsels Lösung: Der Antrieb erfolgte tatsächlich elektrisch, sobald die Heizung allerdings eingeschaltet war, begann der Benzinmotor zu laufen, um diese zu speisen. Nur die Heizung wohlgemerkt, noch nicht die Klimaanlage.

Schaut gut aus, ist kompakt und wäre praktisch, aber: Dieser Hybridantrieb macht über die Stadtgrenze hinaus keinen Sinn.
Foto: Völker

Das ist schon reichlich merkwürdig und auch störend.

Foto: Der Standard

Störend geht es auch weiter. Sobald man die Stadt verlässt, ist die theoretische Reichweite von 60 Kilometern ohnedies hinfällig, da ist man ja fast schon an der Stadtgrenze so weit. Sobald man also übers Land fährt, tut man das notgedrungen mit dem Verbrennungsmotor. Und der nervt. Hochtourig, laut, vibrationsintensiv. Nach einer längeren Strecke steigt man gerädert aus dem Wagen, das ist einfach anstrengend und ungemütlich. Weitergehen tut auch nichts, obwohl 105 PS für diesen Hupfer ausreichend sein sollten.

Unser wenig ermunterndes Fazit in diesem Fall: Dieser Wagen mag in der Stadt seinen Sinn haben, aber auch nur dann, wenn es nicht kalt ist und tatsächlich nur der Elektroantrieb benötigt wird. Längere Strecken sind einfach nur mühsam, da ist der Kia Niro mit dem Plug-in-System das falsche Fahrzeug. Ganz ehrlich: Robert De Niro würde nie Niro fahren, nicht diesen. Das geht noch ein bisschen, wir warten auf das nächste Modell. (Michael Völker, 21.03.2020)