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Google ist allerdings nicht der erste Anbieter eines solchen Dienstes.

Foto: reuters/wiegmann

Trotz der behördlichen Schließung aller österreichischen Bundesmuseen bis voraussichtlich 3. April muss man nicht komplett auf den Kunstgenuss verzichten. Mit der Webanwendung "Google Arts & Culture" kann man nach dem Streetview-Prinzip virtuell durch über 1.200 internationale Museen und Ausstellungen "schlendern". Auch österreichische Häuser bieten den Besuch von der Couch aus an.

In einem kurzen Video zum Gemälde "Großer Turmbau zu Babel" von Pieter Bruegel dem Älteren, welches im Kunsthistorischen Museum (KHM) in Wien hängt, führt die kanadische Sängerin Leslie Feist mit sanft-rauer Stimme durch verschiedene Details. Man hat danach das Gefühl, für ein paar Minuten sehr nahe vor dem Bild gestanden zu haben. "Art Zoom" ist eine der Funktionen der von Google seit 2011 angebotenen Plattform "Google Arts & Culture", die es auch als App fürs Smartphone gibt. Die herausragende Zoomqualität in Kombination mit dramaturgisch-aufbereitenden Hintergrundinformationen, eingesprochen von Künstlern und Musikern, ermöglicht ein Erlebnis, bei dem man einem Kunstwerk gefühlt näher kommt als im echten Museum inklusive Sicherheitsabstand.

Bilder und Hintergrundwissen

Über 1.200 Museen, Galerien und Ausstellungsstätten vom Museum of Modern Art (New York) über die Uffizien (Florenz) bis hin zur Eremitage (St. Petersburg) stellen auf "Google Arts & Culture", das auf der Startseite mit Kategorien wie "This week's most popular" oder "Recently Published" in der Aufmachung an Streamingdienste wie Netflix erinnert, ihre Bilder inklusive Hintergrundwissen zur freien Verfügung. Auch österreichische Museen wie das KHM, die Albertina oder das Leopold Museum sind vertreten. Einige heimische Institutionen bieten aber auch selbst zahlreiche Online-Features zu ihrer Sammlung an.

Auf der Website des Belvedere gibt es etwa die "Stöbern & Flanieren"-Funktion, die sich dem "Informationsflaneur" verschrieben hat. Man kann Bilder zu ständig wechselnden Motivgruppen durchstöbern, aktuell zum Dachthema "Gebärden und Gebaren", mit Unterkategorien wie "küssen", "schlafen", "lesen" oder etwa "rauchen". Auch auf der Facebook-Seite bietet das Belvedere kurze Videobeiträge und Führungen durch verschiedenen Ausstellungen an.

Ein 45-minütiger "Making of"-Film der Aufbauarbeiten zur Ausstellung "Wien 1900 – Aufbruch in die Moderne" im Leopold Museum findet sich auf der hauseigenen Homepage. Zu sogenannten "Artist Talks" lud das KHM zeitgenössische Kenner ein, um sich über Kunst zu unterhalten – die Videos dazu findet man im YouTube-Kanal des Museums. Verschiedene Apps, angeboten vom Museum für Angewandte Kunst (MAK) oder dem Weltmuseum Wien, ermöglichen ebenfalls interaktive Entdeckungstouren.

Kunstwerke, die einem ähnlich sehen

Einem größeren Publikum wurde die Plattform "Google Arts & Culture" durch die Einführung der "Art Selfie"-Funktion bekannt, bei der man anhand eines "Selfies" nach Kunstwerken suchen kann, die einem ähnlich sehen. Auch die unkonventionelle Suchfunktion nach Bildern zu einer bestimmten Farbe bietet einen netten Zeitvertreib. Mit dem Streetview-Prinzip kann man mit "Google Arts & Culture" um den Taj Mahal in Neu Delhi flanieren oder sich auf Streifzüge durch das British Museum in London begeben. Das ist vor allem praktisch, wenn man einen Besuch planen möchte oder ein bisschen neugierig ist, ersetzt aber natürlich nicht das Erlebnis vor Ort.

Google ist allerdings nicht der erste Anbieter eines solchen Dienstes. Neben Museen, die selbst virtuelle Besuche ermöglichen, gibt es beispielsweise seit 2008 die Online-Kunstwerk-Bibliothek "Europeana", wobei man sich inhaltlich auf europäisches Kulturgut von der Frühgeschichte bis in die Gegenwart spezialisiert hat und neben Bildern und Texten auch Ton- und Videodateien anbietet. Die Zoomfunktion funktioniert aber nur begrenzt, das Bild verliert sich schnell in Verpixelung und der Genuss tritt zugunsten der hervorragenden Recherchemöglichkeiten in den Hintergrund. (APA, 17.3.2020)