Dankbarkeitsübungen sollen uns helfen, glücklicher zu sein. Wenn wir uns auf die positiven Dinge im Leben fokussieren, sind die Probleme des Alltags nur noch halb so schlimm. Glücksforscher empfehlen zum Beispiel, ein Tagebuch zu führen, in das man täglich einträgt, wofür man dankbar ist.

Dankbarkeit soll glücklich machen.
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In der Behandlung von Depressionen und Angststörungen helfen solche Selbstfürsorge-Übungen allerdings nur bedingt, warnen nun Forscher der Ohio State University. In einer Metastudie verglichen sie 27 Studien, die ihren Nutzen in der Therapie bei psychischen Krankheiten untersucht hatten.

Geringer Nutzen bei Depressionen

Insgesamt über 3.600 Studienteilnehmer mit klinischen Symptomen von Depressionen oder Angststörungen wurden getestet. Anstelle eines Dankbarkeitstagebuchs wurden auch Briefe verwendet, worin man sich bei einer anderen Person bedankt. Die Kontrollgruppen sollten stattdessen über ein neutrales Thema schreiben.

Bei Depressionen und Angststörungen hilft Dankbarkeit nur wenig.
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Obwohl die meisten Studien einen leichten Rückgang der Depressionssymptomatik berichteten, war dieser Effekt klein und statistisch nicht sehr belastbar. Im Vergleich zur Kontrollgruppe hatten sich die Symptome nur leicht verbessert. "Es gab einen Unterschied, aber es war ein kleiner Unterschied", sagt Studienleiterin Jennifer Cheavens.

Vorbeugend für seelische Gesundheit

Daraus schlussfolgerten die Autoren, dass Dankbarkeitsübungen keinen ausreichend positiven Einfluss auf die Patienten hatten, um ihren klinischen Einsatz zu rechtfertigen. Andere Therapien seien sinnvoller, da sie bessere Erfolge erzielten. "Menschen, die sich depressiv oder ängstlich fühlen, zu sagen, sie sollen dankbarer sein, wird wahrscheinlich nicht die Ergebnisse bringen, die wir gerne sehen würden", so Cheavens.

Dankbarkeit ist ein Faktor, der sich positiv auf unsere zwischenmenschlichen Beziehungen auswirkt
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Doch auch wenn Dankbarkeit kein Allheilmittel und in der Behandlung von Krankheiten nicht zu empfehlen ist, haben andere Studien positive Wirkungen auf uns gezeigt. David Cregg, Hauptautor der Studie, meint: "Es ist gut, dankbarer zu sein. Es hat einen Eigenwert und es gibt Indizien, dass dankbare Menschen seltener an psychischen Störungen leiden und bessere Beziehungen führen." (Friederike Schlumm, 29.3.2020)