Viele Österreicher, die nicht mehr selbst in den Supermarkt gehen wollen oder dürfen, greifen derzeit auf Lieferdienste zurück. Dort gibt es bereits Engpässe.

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Wien – Hungrige Corona-Isolierte müssen momentan einen langen Atem haben: Sowohl bei Billa wie auch bei Spar und Uni-Markt können in vielen Regionen erst Ende März wieder Lebensmittel online bestellt werden – die meisten früheren Termine sind bereits ausgebucht. Das ändert natürlich nichts daran, dass die Versorgungslage in Supermärkten nach wie vor gut ist, der Handel stößt bei Zustellungen jedoch an logistische Grenzen.

Bei Billa würden täglich neue Bestellfenster geöffnet werden, heißt es aus dem Rewe-Konzern. Insgesamt wolle man die Kapazität weiter erhöhen, sagt Sprecher Paul Pöttschacher. Derzeit wird geprüft, ob künftig auch eine Zustellung am Sonntag möglich sein wird. Kunden können auf der Website jedenfalls nur mehr bis zu zehn Tage im Vorhinein Lebensmittel bestellen. Auch bei Spar arbeite man an Lösungen, heißt es auf Nachfrage. Aus organisatorischen Gründen könne die Kapazität allerdings nicht so schnell erhöht werden.

Auch bei Uni-Markt, der eigentlich österreichweit zustellt, sind die Lieferkapazitäten erschöpft, wie es heißt. Für März seien bereits alle Bestellungen, die man abhandeln könne, eingegangen, wie ein Sprecher dem STANDARD mitteilte. So kurzfristig könnten die Zustelldienste nicht ohne Weiteres aufgestockt werden.

Chance für die Kleinen

Während große Handelskonzerne noch an Lösungen feilen, freuen sich kleinere Zustellbetriebe über regen Zuwachs. So zum Beispiel der regionale Onlineshop Markta, der unter anderem Gemüse, Brot und Milcherzeugnisse vertreibt. "Die Nachfrage ist seit letzter Woche um ein Siebenfaches gestiegen", sagt Geschäftsführerin Theresa Imre.

Der "digitale Bauernmarkt", wie sich das Unternehmen selbst nennt, liefert derzeit zweimal pro Woche Lebensmittel nach ganz Österreich. Ab kommender Woche wird voraussichtlich täglich eine Lieferung die Zentrale in Wien verlassen. Bei Verpackung, Transport und Lieferung werde auf strenge hygienische Vorschriften geachtet, versichert die Unternehmerin. Die Ware werde vor der Haustür abgestellt, die Bezahlung erfolgt vorab.

Das Bestellvolumen könne jedenfalls noch um ein Vielfaches gesteigert werden, heißt es bei Markta. "Momentan haben wir keinen Versorgungsengpass." Dennoch hat Imre einen Aufruf an heimische Produzenten gestartet, damit diese ihre Produkte über die Onlineplattform vertreiben können, anstatt auf ihrer Ware sitzenzubleiben.

Kreative Lösungen

Das dürfte einem niederösterreichischen Obst- und Gemüsehändler, der eigentlich Restaurants beliefert, passiert sein. In einem Facebook-Aufruf wandte sich das Unternehmen an Kunden, da sich die Auftragslage Richtung null bewegt hatte. Der Betrieb reagierte selbst kreativ und stellte das Geschäftsmodell kurzerhand um. Nun liefert das Unternehmen Obst und Gemüse an Privatkunden. Das Angebot dürfte jedenfalls gut ankommen: Auf der Facebook-Seite ist mittlerweile zu lesen, dass das Unternehmen aufgrund des Ansturms vorerst keine weiteren Bestellungen mehr annehmen könne.

Von einem zunehmenden Interesse an Lebensmittel-Hauszustellungen weiß auch Gerhard Zoubek zu berichten. Der Geschäftsführer der Adamah-Biokistln erzählt von einer stark gestiegenen Nachfrage. Der niederösterreichische Betrieb beliefert Kunden mit Bio-Gemüse und -Obst wie auch mit anderen Lebensmitteln. Trotz der vielen potenziellen Neukunden will sich Adamah jedoch in erster Linie auf die bestehende Kundschaft konzentrieren – nicht zuletzt, um die eigenen Mitarbeiter nicht zu überfordern, wie es heißt. Das Kundennetzwerk werde daher nur vorsichtig ausgebaut: "Wir versuchen ruhig zu bleiben", so Zoubek.

Auch beim Wiener Lebensmittel-Zustelldienst Alfies erzählen Mitarbeiter von einer gestiegenen Nachfrage. Es sei "sehr viel los". Die übliche Lieferzeit von 60 bis 120 Minuten könne man derzeit nicht sicherstellen. Bestellungen würden aber nach wie vor am gleichen Tag zu Kunden gebracht werden. (Nora Laufer, 18.3.2020)