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Auch in den USA könnten künftig die standortbasierten Daten der Smartphonenutzer verwendet werden, um die Coronavirus-Pandemie zu stoppen.

Foto: AP Photo/Wilfredo Lee

Erst am Dienstag berichtete der STANDARD darüber, dass A1 der Regierung die anonymisierten Bewegungsprofile aller Handynutzer österreichweit zur Verfügung stellt. Verglichen wurden dabei aktuelle Bewegungsströme mit jenen vor dem Inkrafttreten der Ausgangsbeschränkung. Die Daten sollen dem Krisenstab zeigen, wie und ob die sozialen Kontakte, die für die Verbreitung der neuen Lungenkrankheit verantwortlich sind, abnahmen oder nicht. Das Vorgehen stieß aber auch auf Kritik.

Neue Lage in Deutschland

Am Mittwoch berichtet der "Tagesspiegel" nun, dass die Deutsche Telekom ihre Handydaten an das Robert-Koch-Institut übermittelt. Damit soll die Forschungseinrichtung die Coronavirus-Pandemie zielgerichteter bekämpfen können. Am Dienstagabend sei bereits ein Teil der anonymisierten Daten in Form von fünf Gigabyte übertragen worden.

"Damit lassen sich Bewegungsströme modellieren – bundesweit, auf Bundesland-Ebene sowie bis auf die Kreis-Gemeinde-Ebene heruntergebrochen", erklärt eine Telekom-Sprecherin dem Fachdienst "Tagesspiegel Background Digitalisierung & KI". Rückschlüsse auf den einzelnen Handybenutzer seien damit nicht möglich.

USA planen ebenfalls Schritte

Die USA dürften ähnliche Schritte planen. Die "Washington Post" berichtet, dass die US-Regierung mit Google, Facebook, anderen Tech-Unternehmen und Gesundheitsexperten berät, wie nützlich die standortbasierten Daten der Smartphones für die Bekämpfung des Coronavirus wären. Unter anderem sollen die Daten darüber aufklären, ob die US-Einwohner das "Social Distancing" einhalten und Abstand zu anderen Menschen wahren.

Datenschutz vs. Pandemie

Freilich stellt sich auch in den USA die Frage, wie dies technisch konkret umgesetzt werden würde. Bürger fürchten einen Eingriff in ihre Privatsphäre. Google bestätigt die Gespräche: "Wir untersuchen, wie die standortbasierten Daten im Kampf gegen Covid-19 helfen können", sagt Google-Sprecher Johnny Luu in einer Stellungnahme. Auch er verweist darauf, dass damit die Wirksamkeit des "Social Distancing" überprüft werden könnte. "Das wäre dann ähnlich wie unsere Anzeigen in Restaurants, wann die längste Wartezeit zu befürchten ist". Dabei sollen aber keine Daten involviert sein, die den Standort, die Bewegung oder die Kontakte eines Individuums verraten. Andere Quellen betonen, dass die Regierung auch keine nationale Datenbank daraus bauen will.

Al Gidari, Datenschutzexperte an der Stanford Law School, beschreibt den Zwiespalt: "Es ist ein schmaler Grat, die Balance zwischen Privatsphäre und Pandemiebekämpfung zu finden." (red, 18.3.2020)