Offizielle Infos vom Bundeskanzler, kommuniziert im Parteidesign.

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Dicke, schwarze Schrift mit türkisem Rahmen und türkisen Hervorhebungen. Es spricht: der Bundeskanzler der Republik Österreich in der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Doch die Botschaften, die Sebastian Kurz in sozialen Medien wie Twitter und Facebook verbreitet, schauen teilweise aus wie ein Sujet aus dem Wahlkampfbüro der Volkspartei.

Auch Innenminister Karl Nehammer teilt über die Medien seines Ministeriums Inhalte in türkisem Design. "Wir alle sind gemeinsam das Team Österreich", verbreitete er etwa zulettz auf Twitter – die letzten drei Worte sind in der Parteifarbe der ÖVP unterlegt.

Die Neos-Abgeordnete Stephanie Krisper kritisiert das in einer Antwort auf den besagten Tweet: "Sehr geehrter Herr Innenminister, das Team Österreich ist nicht nur türkis. Wahrlich nicht. Das ist rot-weiß-rot, wenn Sie schon Farbe brauchen. Alles Gute für die derzeitigen Herausforderungen!", schreibt Krisper. Auch andere Nutzer beschwerten sich, dass der Minister seine Krisenkommunikation im Parteidesign betreibt.

Auf eine Anfrage des STANDARD, warum im Parteidesign kommuniziert wird, antwortete das Kanzleramt mit zwei Facebook-Screenshots: Eines vom Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), der ein ganz im Parteistil gehaltenes Sujet zum Coronavirus sogar mit "#Ludwig2020" versah und so auf die Wien-Wahl im Herbst verwies. Und eines von der Salzburger Neos-Landesrätin Andrea Klambauer, die eine Nachricht zum Virus in Pink verbreitete. Bei den betroffenen Accounts handle es sich ausschließlich um Parteiaccounts wie auch aus dem Impressum hervorgehe. Die offiziellen Regierungsaccounts würden selbstverständlich ausschließlich im Regierungsdesign kommunizieren.

Kurz sorgte für einheitliche Regierungslogos

Kurz selbst hat noch in der Koalition mit der FPÖ dafür gesorgt, dass die Bundesregierung einen einheitlichen Außenauftritt bekommt, die zuvor ein Logo- und Designfleckerlteppich war. Davor hatten alle Ministerien eigene Logos und Vorgaben für die Mediengestaltung, Kurz beendete den Fleckerlteppich und verpasste der Regierung eine gemeinsame "Corporate Identity". Die ist optisch an jene des Außenministeriums angelehnt, dem Kurz vor seinem Aufstieg zum Kanzler vorstand.

Der ÖVP hatte der jetzige Kanzler schon davor ein Rebranding verpasst: Nach außen tritt die Partei seit Kurz’ Übernahme des Vorsitzes als "Die Neue Volkspartei" auf, die Parteifarbe wurde von Schwarz auf Türkis geändert. Genaue Vorgaben für Schriftarten, Designs und Bildsprache wurden an die Verantwortlichen ausgeschickt. (Sebastian Fellner, 18.3.2020)