Stefan Krauter sieht sich auch in schwierigen Zeiten als Herr der Lage. Immerhin ist er seit Jahrzehnten in der Branche und sieht sich mit seinem Unternehmen Cargo-Partner gut gewappnet.

Foto: Esther Horvath

Seit fast vierzig Jahren ist Stefan Krauter mit seiner Firma Cargo-Partner nun schon im Logistikgeschäft. 1983 gründete er das Unternehmen Air Cargo Partner mit nur fünf Personen am Wiener Flughafen. Das kleine Team spezialisierte sich zunächst auf Luftfracht und begann bald, seine Expertise auf Seefrachtservices auszuweiten.

Dank eines wachsenden Netzwerks von Lkw-Partnern war der Transportanbieter bald in der Lage, auch den Vor- und Nachlauf abzuwickeln und integrierte Logistiklösungen anzubieten. Schließlich verlegte Cargo-Partner seine Unternehmenszentrale nach Fischamend, während der Luftfrachtbetrieb am Wiener Flughafen verblieb.

Heute beschäftigt das Unternehmen über 3.000 Angestellte in aller Welt. 1990 wurde Krauter Alleingesellschafter und CEO von Cargo-Partner. Standorte hat das Unternehmen in Europa, Asien, Indien und Nordamerika. In einschlägigen Branchenrankings belegt Cargo-Partner regelmäßig Spitzenpositionen unter den österreichischen Logistikanbietern.

Das Thema Logistik wurde Krauter dabei quasi in die Wiege gelegt. Schließlich sammelte er nach seinem Studium an der Wiener Wirtschaftsuniversität erste berufliche Erfahrungen im väterlichen Transportgeschäft, Lkw Walter.

STANDARD: Bevor wir auf die aktuellen Verwerfungen zu sprechen kommen: Wie ist das Jahr 2019 für Ihr Unternehmen verlaufen?

Stefan Krauter: Die Bilanz ist noch nicht fertig, aber ich kann schon sagen, dass wir im Volumen um sechs Prozent gewachsen sind. Von den Ergebnissen insgesamt war es jedoch ein durchwachsenes Jahr.

STANDARD: Woran lag das?

Krauter: Wir hatten sehr hohe Kostensteigerungen – vor allem im Bereich IT. Die ganze Wirtschaft nimmt eine sehr informationsorientierte Arbeitsweise an. Wie bei unseren Kunden die Industrie 4.0 entsteht, geht es bei uns in die Logistik 4.0 über. Das sind sehr kostenintensive Prozesse: Die Datenschutzgrundverordnung hat uns zum Beispiel die eine oder andere Million gekostet. Die Ansprüche werden immer größer – vor allem rechtlich. Die Anforderungen des Gesetzgebers gehen inzwischen manchmal vom Sportlichen schon ins Absurde über.

STANDARD: Solche Herausforderungen bewältigen Sie aber inzwischen seit fast 40 Jahren. Was macht eine erfolgreiche Logistik denn aus?

Krauter: Logistik ist ein weiter Begriff. Aber es geht vor allem darum, Kontrolle und Berechenbarkeit mit einer entsprechenden Laufzeit- und Kostenkomponente zu verbinden. Logistik ist einfach eine intellektuelle Herausforderung. Am Ende entscheidet aber der Kunde, ob wir den Ansprüchen gerecht werden. Wenn wir also etwas leisten, das dem Kunden einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil bringt, bin ich zufrieden.

STANDARD: Die Kunden verlangen zunehmend nicht nur kostengünstige, sondern auch nachhaltige Leistungen. Was tut Ihr Unternehmen in ökologischer Hinsicht?

Krauter: Wir haben uns des Themas schon länger mit verschiedenen Maßnahmen angenommen. Zum Beispiel habe ich ein Konstruktionsbüro in Hamburg gefördert, das sich auf neue Flugzeugtechniken konzentriert. Aber wie alle anderen auch machen wir immer noch zu wenig. Wir sind nun einmal von der Technologie abhängig, die sich nicht so leicht ändern lässt. Aber dass sich unser Globus erhitzt, ist sicherlich die größte Herausforderung der Zukunft: Logistikströme müssen sich verändern – ganz klar.

STANDARD: Die Lieferketten sind gerade ohnehin unter Druck – Stichwort Corona. Wie beurteilen Sie als Logistiker die Situation?

Krauter: Vor allem die Luftfracht ist stark betroffen, weil sie ein Kuppelprodukt aus Passagier- und Gütertransport ist: Wenn die Passagiere nicht fliegen, fliegt die Fracht auch nicht. Und wir stehen noch vor einer anderen Herausforderung: Die asiatischen Fabriken kommen langsam wieder in Schwung, und durch die Nachproduktion ist demnächst mit einem Tsunami an Lieferungen zu rechnen. Aus der Beruhigung könnte also bald ein Überschwappen werden – der Bedarf bleibt ja bestehen. Wir sind darauf aber vorbereitet.

STANDARD: In Europa kommt jedoch derzeit vieles zum Erliegen.

Krauter: Es war in der Tat nicht voraussehbar, wie schnell und massiv sich das Virus hier breitmachen wird. Aber wir können nun auf Erfahrungen aus Asien zurückgreifen. Meine Empfehlung an Kunden und Mitbewerber ist: Man sollte nicht alles auf eine Karte setzen und die Lieferkette auch über alternative Wege absichern. Wir sehen nämlich sehr turbulenten und kostenintensiven Zeiten entgegen. (Johannes Lau, 23.3.2020)