Wir haben andere Sorgen, gewiss. Sebastian Kurz sagt uns die Wahrheit, nämlich dass die Krise noch "sehr, sehr lange" dauern wird (also wohl mindestens bis in den Frühsommer); der Wirtschaft droht der Kollaps, weshalb die Regierung richtigerweise ihre "Spar"-Philosophie völlig über Bord wirft.

Aber die Frage sei trotzdem gestellt: Was ist mit den Menschen, denen es wirklich, wirklich schlecht geht? Mit denen in den elenden Lagern auf den griechischen Inseln, vor allem auf Lesbos? Was ist mit den Kindern, von denen 1600 herausgeholt werden sollten? Insgesamt sind 5500 Minderjährige ohne Eltern dort.

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Das Flüchtlingscamp Moira auf der griechischen Insel Lesbos.
Foto: REUTERS/Elias Marcou

Auf Lesbos ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Coronavirus durch die zusammengepferchten, unter entsetzlichen hygienischen Umständen lebenden Lagerinsassen rast.

Die griechischen Behörden haben eine Art Quarantäne verhängt – es dürfen auch keine Hilfsorganisationen hinein. Ärzte ohne Grenzen sagt, dass angesichts der Tatsache, dass es einen Wasserhahn für 1300 Personen gibt und dass sechs Personen in einem kleinen Plastikzelt schlafen, nicht einmal regelmäßiges Händewaschen oder gar "social distancing" möglich ist.

Lesbos droht ein neuer, schrecklicher Corona-Hotspot zu werden. Wenn Europa jetzt zu Recht mit Abermilliarden geflutet wird, müssten ein paar Millionen für das Herausholen von Kindern und für neue, kleinere, bessere Lager da sein. (Hans Rauscher, 18.3.2020)