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Der Staat will haften, damit Geldinstitute die Folgen der Corona-Krise mit Krediten abfedern können.

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Wien – Die Europäische Zentralbank (EZB) werde, falls nötig, weitere Impulse setzen, um die Liquidität des Bankensystems zu sichern und die "reibungslose Übertragung" der Geldpolitik in allen Ländern zu gewährleisten: So reagierten Verantwortliche der EZB auf die jüngsten Äußerungen von Nationalbankgouverneur Robert Holzmann. Auch er relativierte seine Aussagen über die Corona-Folgen, wonach die Geldpolitik ihre Grenzen erreicht habe und Notenbanken beziehungsweise die EZB "das Problem nicht allein lösen könnten" und nun "vor allem die Fiskalpolitik am Zug" sei.

Nach Erscheinen des von ihm freigegebenen Interviews im STANDARD am Mittwoch meinte Holzmann per Aussendung, dass "der Instrumentenkasten der Geldpolitik nach wie vor sehr gut gefüllt" sei und es "jede Menge Spielraum" gebe. Die deutsche EZB-Direktorin Isabel Schnabel betonte in der "Zeit", die Währungshüter könnten "im Rahmen ihres Mandats alles tun", um Marktverwerfungen entgegenzutreten und das Funktionieren der Geldpolitik zu sichern.

Wirtschaft wird schrumpfen

Im Gegensatz zu Holzmann, der davon ausgeht, dass Österreichs Wirtschaft aus der Corona-Krise "gestärkt" hervorgehen könnte, rechnen Banker mit einer Rezession. Die Raiffeisen Bank International (RBI) etwa geht davon aus, dass Österreichs Wirtschaft heuer 4,5 Prozent nachgeben wird.

Auch Österreichs Bankensystem rüstet sich für die Auswirkungen der Corona-Krise. Pleiten und Einkommensausfälle werden zu Kreditausfällen führen, mit einer Bankenkrise ist laut Aufsicht und Bankern aber nicht zu rechnen. Die Geldhäuser sind kapitalmäßig gut ausgerüstet, haben ihre Eigenkapitalquoten seit der Finanzkrise im Schnitt zuletzt auf 15,5 Prozent verdoppelt und laut Aufsicht auch genügend Puffer für Krisensituationen aufgebaut. Anders gesagt: Sie hätten genug Geld, um etwaige Verluste abdecken zu können.

Bares und Faules

Wobei die Aufseher von Finanzmarktaufsicht (FMA) und Nationalbank (OeNB) wie die Haftlmacher kontrollieren, wie viel Liquidität die Banken zur Verfügung haben. Ab 23. März müssen sie das der OeNB einmal pro Woche melden.

Auch die faulen Kredite ("non performing loans", NPL) bereiten Österreichs Instituten derzeit keine Probleme. Die entsprechenden Quoten lagen zuletzt um die zwei Prozent (berechnet wird das vom gesamten Kreditrisikovolumen). Die Ausgangslage sei besser als jene vor der Finanzkrise 2007, sagen Aufseher, die aber mit heftigen Kreditausfällen rechnen.

Der Vorstandschef der Raiffeisen Bank International, Johann Strobl, kündigte am Mittwoch schon an, Firmen und private Haushalte, die wegen Einkommens- beziehungsweise Umsatzausfällen und Schließungen ein paar Monate in Zahlungsrückstände geraten, Rückzahlungen zu stunden.

Erleichterte Kreditvergabe

Erleichterungen soll es auch für die Banken geben. Die deutsche Aufsicht Bafin hat den Spielraum der Banken bei der Kreditvergabe bereits erhöht und ihnen einen antizyklischen Kapitalpuffer von 0,25 Prozent erlassen, ab Sommer gelten sollte.

Zudem arbeiten EZB und europäische Bankenaufsichtsbehörde EBA an weiteren Maßnahmen, die Kreditvergaben einerseits erleichtern, aber andererseits das Risiko der Banken nicht erhöhen sollen. Derzeit wird etwa diskutiert, die EBA-Vorgabe zu ändern, wonach die Institute Kredite dann als notleidend einstufen und mit mehr Eigenkapital unterlegen müssen, wenn der Kunde mehr als 90 Tage im Zahlungsverzug ist.

Auch die ersten Maßnahmen der österreichischen Regierung, zu denen Kreditgarantien zählen, werden den Banken in dem Zusammenhang helfen: Staatlich garantierte Kredite müssen sie nicht mit Eigenkapital unterlegen.

"Keine Bankenkrise"

"Wir haben keine Bankenkrise, sondern erwarten eine veritable Wirtschaftskrise", fasst ein Spitzenbanker zusammen, der die Initiativen von Regierung und EZB lobt. Sie unterstützten die Rolle, die den Banken nun zukomme, nämlich Liquiditätsengpässe der Unternehmen zu überbrücken und bei Kreditstundungen und -gewährungen zu helfen. Vor generellen Rückzahlungsmoratorien für alle Kreditkunden (wie sie in Serbien für drei Monate gelten) warnt der Banker freilich: "Das würde falsche Anreize auslösen." (Renate Graber, 19.3.2020)