Android 11 macht Fortschritte.

Grafik: Google

Zahlreiche Smartphones mögen Android 10 noch gar nicht erhalten haben, das hält Google aber nicht davon ab, bereits eifrig an der nächsten Generation des mobilen Betriebssystems zu arbeiten. Also gibt es nun eine neue Testversion, und diese bringt einen weiteren Schwung an Neuerungen, über all das hinaus, das schon in der ersten Release zu finden war.

Sichtbare Verbesserungen

Einige sichtbare Änderungen bringt die Android 11 Developer Preview 2 für den Benachrichtigungsbereich. Auf den ersten Blick fällt auf, dass die Bereiche für "Konversationen" (neu in Android 11, Anm.), "wichtige" und "leise" Benachrichtigungen nun stärker voneinander abgehoben sind. Ganz neu ist hingegen ein Knopf namens "Notification History", über den man auf eine Liste der zuletzt eingelangten Benachrichtigungen gelangt – nützlich, wenn man mal eine Notification unabsichtlich wegwischt.

Zudem können nun Konversationsbenachrichtigungen – also eingehende Mitteilungen aus Messengern, SMS-Apps und Co – gezielt als "wichtig" markiert werden. Tut man dies, werden neue Mitteilungen der betreffenden Person dann mit ihrem Avatar in der Statuszeile signalisiert. Über die zugehörigen Einstellungen kann zudem nun gezielt festgelegt werden, welche Apps im Bereich "Konversationen" landen – für den Fall, dass die automatische Kategorisierung einmal nicht funktioniert. Ebenfalls neu ist die Möglichkeit, "leise" Benachrichtigungen nur mehr direkt im Benachrichtigungsbereich anzuzeigen, womit sie dann also in der Statuszeile ausgeblendet werden.

Vermischtes

Ein weiteres Update hat der neue Screen Recorder von Android 11 erfahren: Dieser bietet nun ein simples Interface, über das eine Aufnahme mit Audio kombiniert werden kann. Auch die Option, die Berührungen am Bildschirm zu visualisieren, wird vorab angeboten. Interessant ist zudem die Möglichkeit, Apps in den Fullscreen-Modus zu zwingen – in diesem Fall wird dann ein Restart der App vorgenommen.

Einige der Verbesserungen sind vor allem für Benutzer von Pixel-Smartphones relevant. So wurden die Einstellungen für den Bildschirmhintergrund neu gestaltet. In der Theming-App ist eine neue Kategorie für den Look der Uhr hinzugekommen, wobei hierbei bisher aber nur eine Option zu finden ist. Endlich gibt es auch eine Option, um sicherzustellen, dass beim Face Unlock die Augen offen sein müssen. Ein Versäumnis, für das Google beim Pixel 4 viel kritisiert wurde. Zudem dürfte es mit dem alten Dateimanager zu Ende gehen: In der neuen Testversion wurde er durch "Files by Google" ersetzt, eine bisher optional erhältlichen App, die sich im Play Store großer Beliebtheit erfreut.

Neue Schnittstellen

Den Schwerpunkt der Neuerungen legt Google aber einmal mehr auf Verbesserungen für Entwickler. In der offiziellen Ankündigung verweist man etwa auf neue Schnittstellen für faltbare Geräte, mit denen der Winkel zwischen den Oberflächen ermittelt werden kann. Dazu kommen noch APIs, um herauszufinden, welche Art von 5G-Verbindung die Nutzer gerade verwenden, sowie eine Schnittstelle, mit der Apps festlegen können, ob sie mit 60 Hz oder einer höheren Bildwiederholfrequenz laufen wollen. Auch der Wechsel zwischen diesen Modi kann gezielt vorgenommen werden. Gedacht ist das vor allem für Geräte wie Googles eigenes Pixel 4, das dynamisch zwischen 60 und 90 Hz wechseln kann.

Ebenfalls sehr interessant ist ein Feature namens "Resume von Reboot": Dies ist für das automatische Einspielen von Systemupdates in der Nacht gedacht und soll sicherstellen, dass das System danach wieder genauso läuft – also die Apps auch wieder Zugriff auf sonst nach einem normalen Systemstart verschlüsselte Dateien haben. Ziel ist augenscheinlich, künftig Systemupdates automatisch einzuspielen. Bisher ist die Unwilligkeit vieler Nutzer, neue Versionen einzurichten, ein Hindernis für die Verbreitung neuer Android-Versionen – und vor allem von Sicherheitsaktualisierungen.

Für viele App-Entwickler spannend sein dürften die "Synchronized IME Transitions": Damit kann das Ein- und Ausblenden der On-Screen-Tastatur mit dem restlichen App-Inhalt synchronisiert werden. In einem Beispiel zeigt man etwa, wie dies genutzt werden könnte, um die Tastatur einzublenden, wenn in einem Messenger die Gesprächsansicht nach oben gezogen wird.

Privacy

Weiteren Feinschliff gibt es auch bei den geplanten Privacy- und Security-Verbesserungen. Bereits mit Android 10 wurde es generell unterbunden, Mikrofon und Kamera weiter zunutzen, wenn die eigene App nicht mehr aktiv genutzt wird. Das aber mit einer Ausnahme: Wenn die App über eine Benachrichtigung klarmacht, dass gerade eine Aufnahme läuft, ist dies auch weiter erlaubt. Mit Android 11 müssen Entwickler, die so etwas vorhaben, dies auch im Manifest ihrer App ausweisen, was vor allem für verschärfte Tests durch Google gedacht ist. Immerhin kann so leichter überprüft werden, wer sich solcher Methoden bedient – und so auch Apps identifiziert werden, die diesen Weg zu Unrecht beschreiten.

Besonders für Entwickler von Interesse ist wiederum der Support für "Wireless Debugging": Damit ist es möglich, das Smartphone drahtlos vom PC aus mithilfe von Tools wie ADB zu steuern. Ebenfalls als sehr nützlich dürfte sich die Verfügbarkeit von Front- und Rückkamera im Android Emulator erweisen.

Ausblick

Der weitere Zeitplan sieht eine weitere Developer Preview für Mitte April vor, der dann im Mai die erste Beta folgen soll. Für diese wird dann noch einmal ein Schwall an neuen Funktionen erwartet, die auch für Nutzer relevant sind. Die fertige Version von Android 11 soll dann irgendwann im dritten Quartal freigegeben werden, der Zeitplan lässt in dieser Hinsicht wieder August oder September erwarten.

Die Android Developer Preview 2 gibt es derzeit nur für Google-Smartphones ab dem Pixel 2. Die Installation kann über Factory Images erfolgen, neu ist, dass diese auch über eine eigene Webseite einfach auf das Smartphone geflasht werden können. Das offizielle Android-Beta-Programm, mit dem dann das Update direkt ans Smartphone via OTA geschickt wird, soll erst mit einer späteren Testversion gestartet werden. Google betont, dass die aktuellen Developer Previews ausschließlich für Entwickler und nicht für User gedacht sind, da noch zahlreiche Probleme auftreten könnten. (Andreas Proschofsky, 19.3.2020)