Fluggäste, die am Donnerstagmorgen mit dem letzten Flug gelandet sind.

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Wien – Gute Nachrichten sind in Zeiten der Corona-Krise rar. Eine davon, vielleicht die einzige für die AUA, wie Vorstandschef Alexis von Hoensbroech bei der kurzerhand in den virtuellen Raum verlegten Bilanzpressekonferenz am Donnerstag erklärt: Die AUA hat 2019 wider Erwarten einen kleinen Gewinn geschrieben. Das bereinigte Betriebsergebnis (Adjusted Ebit) lag bei 19 Millionen Euro. Das ist zwar ein Einbruch um 77 Prozent – doch immerhin kein Verlust. Von einem solchen war angesichts des heftigen Preiskampfes in Wien zumindest noch im November auszugehen.

AUA stellt Betrieb ein.
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Mittlerweile ist bekanntlich alles anders. Der Flugbetrieb steht weitgehend still – und das seit Donnerstag auch bei der AUA in Wien. Donnerstagfrüh ist der letzte reguläre Flug aus Chicago in Schwechat gelandet – mit immerhin 132 Passagieren an Bord. "Heute, wir schreiben den 19. März, setzen wir den regulären Betrieb auf null", beschreibt von Hoensbroech mit den wohl der Situation angemessen dramatischen Worten den Shutdown bei der Fluggesellschaft in Wien. "Wir haben alle Crews und alle Maschinen zu Hause." Ein denkwürdiger und trauriger Tag" so von Hoensbroech.

Rückholaktion

Vollständig still stehe die Airline dennoch nicht, so der Manager. Noch müssen jede Menge Österreicher aus aller Herren Länder im Auftrag des Außenministeriums zurückgeholt werden. Auch im Hintergrund ist einiges zu tun. Immer noch wird an den Details des großflächig angelegten Kurzarbeitsprogramms gefeilt. Die AUA will – wie berichtet – einen Großteil der rund 7.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, möglichst viele von ihnen in möglichst großem Umfang. Auch der Vorstand wolle seine Gagen reduzieren. Die Führungsebene verzichte auf einen zweistelligen Prozentsatz des Grundgehalts, "aus Solidarität gegenüber den Mitarbeitern in Kurzarbeit".

Das im Herbst auf den Weg gebrachte Sparprogamm – bis Ende 2021 soll jede zehnte Stelle gestrichen werden – behalte zwar seine Gültigkeit, derzeit beschäftige man sich aber mit anderen Dingen, so von Hoensbroech. "Unser Unternehmen ist eine Fluggesellschaft und keine Stehgesellschaft." Will heißen: Man bereite sich auf den Tag X vor. Der Flugbetrieb stehe, aber nicht für immer. Die Dauer sei jedoch nicht absehbar. Man habe sich "eingewintert".

Hilfe von der Mutter

Kann die AUA auf Finanzspritzen durch die Mutter Lufthansa hoffen? Jetzt müsse einmal jede der Auslandstöchter – neben der AUA sind das Swiss, Brussels und Air Dolomiti – auf sich schauen, sagt von Hoensbroech. Wohl wissend, dass die Lufthansa, die in Deutschland in Gesprächen um Staatshilfe ist, selbst um Stabilisierung kämpft. Auch bei der Mutter sind ab kommender Woche 95 Prozent der Passagierflüge gestrichen, so Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Rund 700 der 763 Flugzeuge der Flotte stünden am Boden. Fallen Mitte April die Rückholflüge weg, tendiere der Flugplan gegen Null. Spohr geht davon aus, dass der Konzern trotz drastischer Kostenreduktion heuer rote Zahlen schreiben werde. Zehntausende Beschäftigte der Lufthansa gehen demnächst in Kurzarbeit.

Eine Rückverstaatlichung der AUA durch die Republik Österreich kann von Hoensbroech sich nicht vorstellen. Ob neben der Kurzarbeit weitere Staatshilfen nötig würden, hänge von der Dauer der Krise ab. Die genauen Folgen der Coronakrise ließen sich nicht abschätzen. "Nicht alle werden diese Krise überleben", so der Manager. Die AUA sei aber besser aufgestellt als andere Airlines. (rebu, 19.3.2020)