Dominik Thiem hat zuletzt am 22. Februar in Rio ein Tennismatch bestritten. Sein nächster Einsatz ist völlig offen.

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Straka weiß nicht, wie die Welt nach Corona tickt.

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Dominic Thiem geht es gut. Er sitzt daheim in Niederösterreich, meidet öffentliche Plätze und soziale Kontakte, zieht sein Fitnessprogramm durch. Tennis spielt er vorerst nicht, keine Plätze, keine Partner. Alle Turniere, sowohl bei den Damen (WTA-Tour) als auch bei den Herren (ATP-Tour), sind bis 7. Juni abgesagt, die Weltranglisten wurden eingefroren. Der 26-jährige Thiem ist also noch lange die Nummer drei.

Das Coronavirus hat die komplette europäische Sandplatzsaison abgeschafft. Thiem lehnt Interviewanfragen ab, am Donnerstag übermittelte sein Management ein Statement. "Klarerweise gibt es jetzt viel wichtigere Dinge in unserem Leben, und wir alle müssen unseren Beitrag leisten. Trotzdem sind das sehr einschneidende und dramatische Maßnahmen für alle Spieler, doch damit müssen wir lernen umzugehen. Das Wichtigste ist: Bleibt alle gesund."

Optimist, kein Experte

Herwig Straka, Thiems Manager, ist in Graz im Homeoffice. Seine Firma Emotion besitzt und veranstaltet drei ATP-Turniere. Im Juni die Rasenevents in Stuttgart und Mallorca, im Oktober die Erste Bank Open in Wien. Alle drei stehen noch im Kalender, die beiden Erstgenannten wären quasi der Start zu Wiederaufnahme. "Ich muss so planen, als würden sie stattfinden." Ende April evaluieren die Tennisverantwortlichen. Straka: "Ich bin in Gesundheitsfragen kein Experte, ich bin in anderen Bereichen realistischer Optimist." Der 53-jährige Steirer hat 30 Mitarbeiter. Im Homeoffice, Kurzarbeiten und Kündigungen drohen. "Wird etwa Mallorca abgesagt, gibt es keine Arbeit."

Die Tennispolitiker gaben zuletzt ein düsteres Bild ab, sie werden allerdings vom IOC deutlich übertroffen. Der Weltverband ITF ist für die vier Grand-Slam-Turniere und den Daviscup zuständig, der Alltag wird von ATP und WTA organisiert. Vor drei Tagen sagten sich die French Open selbst ab, das Pariser Sandplatz-Highlight hätte Ende Mai beginnen sollen. Man verschob sich, ohne Absprache mit irgendwem zu halten, auf den 20. September. Eine Woche davor steigt in New York auf Hartplatz das Finale der US Open. Die Macher von Roland Garros haben gewaltige Investitionen getätigt. Ein Schelm, wer Böses denkt. Straka: "Auch kleine Turniere investieren in die Infrastruktur. Sie trifft es im Verhältnis stärker."

Vielleicht

Am Mittwochabend veröffentlichten ATP und WTA ein gemeinsames Statement. Die aktuellen Zeiten "erfordern von allen Mitgliedern der Tennisgemeinschaft eine stärkere Zusammenarbeit als je zuvor", hieß es. Auch die Veranstalter von Wimbledon, der Australian Open, der US Open und die ITF teilten die Auffassung. Nicht erwähnt wurden die Ausrichter der French Open. Das Turnier fehlt jetzt einmal im Kalender. Straka hofft: "Vielleicht sieht man endlich ein, dass es um eine Sportart, ums Tennis geht." Was nach Corona ist, weiß er nicht. "Die Frage ist: Wie schaut die Welt aus? Wie werden Veranstaltungen sein?" Möglicherweise werde sich an den steigenden Preisgeldern im Tennis nichts ändern. "Es kann sein, dass die Sehnsucht nach Emotionen zunimmt."

Thiem hat längst ausgesorgt. Straka: "Für die besten Tennisspieler oder Fußballprofis ist momentan Zwangspause. Sie haben aber ihre Ligen, ihre Turniere, ihre Strukturen. Arm sind Randsportler, die ein Ziel vor Augen haben und nichts tun können. Ich war früher selbst Schwimmer. Da sind Leute dabei, die nicht wissen, wie sie die Miete bezahlen." Als realistischer Optimist stellt Straka fest: "Die Unternehmen machen Videokonferenzen, das funktioniert. Man muss nicht dauernd um die Welt fliegen. Vielleicht findet ein Umdenken statt. Das würde dem Klima helfen." (Christian Hackl, 19.3.2020)