Das Coronavirus Sars-CoV-2 bestimmt das Leben in Österreich. Es ist eine zusätzliche Belastung für alle, die ohnehin an chronischen Erkrankungen leiden, zum Beispiel an Allergien. Häufig werden allergische Symptome fälschlich als viraler Infekt missinterpretiert. "Aktuell verunsichert das besonders, da viele fürchten, an Covid-19 erkrankt zu sein", sagt Erika Jensen-Jarolim vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der Med-Uni Wien und Vizepräsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (ÖGAI).

Der Winter 2019/20 war ungewöhnlich mild – der zweitwärmste der Messgeschichte. Die Pollensaison ist im Gang und hat heuer mit der Blüte von Hasel und Erle vor allem im Westen Österreichs um sieben bis zehn Tage früher und auch deutlich stärker als im langjährigen Schnitt begonnen. Dazu bescherte das ständige Auf und Ab der Temperaturen in den letzten Wochen Allergikern und Allergikerinnen eine wahre Hochschaubahn an belastungsintensiven und -freien Tagen.
Was jetzt reizt
Doch nun sind in den Niederungen Hasel und Erle großteils abgeblüht. Die nächste Belastungswelle folgt mit der Esche, deren allergologisches Potenzial oft unterschätzt wird. Ihr Pollenflug hat bereits begonnen und wird heuer voraussichtlich ebenfalls intensiver ausfallen.
Wenn die Temperatur demnächst konstant auf über 15 Grad Celsius bleiben, beginnt die Birke ihren Pollen zu streuen. "Die Pollenmenge wird heuer deutlich über dem langjährigen Schnitt liegen – sogar noch über jener des Vorjahres, die ohnehin schon hoch war", sagt Maximilian Bastl vom Österreichischen Pollenwarndienst der Med-Uni Wien.

Damit wird der Alleebaum sein biologisches Muster (einer schwächeren Saison folgt eine starke) unterbrechen. Bastl: "Derzeit sieht es so aus, als würde in allen Regionen Österreichs eine stärkere Birkenpollensaison bevorstehen, die dazu um rund zwei Wochen früher als üblich beginnt."
Besonders stark leiden
Die Birke ist als häufiges und starkes Allergen bekannt. Etwa die Hälfte aller Allergiegeplagten reagiert (auch) auf Birkenpollen. "Heuer werden Allergiker und Allergikerinnen voraussichtlich besonders stark leiden, denn neben der Pollenmenge hat auch der Verlauf der Saison wesentlichen Einfluss auf die empfundene Belastung", sagt Uwe E. Berger, Leiter der Forschungsgruppe Aerobiologie und Polleninformation, und erklärt: "Steigt die Pollenkonzentration langsam an, kann sich der Körper besser auf die Belastung einstellen und empfindet die Saison als nicht so stark. Setzt der Pollenflug jedoch schlagartig ein, wie das heuer der Fall ist, wird die Saison als stärker wahrgenommen." Auch die zunehmende Belastung durch Luftschadstoffe fordert ihren Tribut. Laut Berger geraten die Pflanzen dadurch unter Stress und bilden mehr Allergen. (red, 20.3.2020)