Parks bleiben offen – Abstand halten gilt aber auch dort.

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"Es schaut nicht aus, als wären wir in einer Krise", sagt ein junger Mann, der auf der Jesuitenwiese sportelt. An diesem Donnerstag, ein Tag, dem man wohl "a Tagerl" nennen kann, ist die Grünfläche gut besucht. Junge Eltern tragen Babys vor sich her, ein käsiger Mann liegt oben ohne in der Sonne, um ebendas zu ändern. Gruppen sind keine da.

Die nämlich kamen in den letzten Tagen zunehmend unter Kritik, Medien schrieben von Tausenden in Parks, von "Massen" auf dem Karlsplatz und von "so vielen Läufern wie noch nie" in manchen Grätzeln. Seit Montag ist es verboten, in Gruppen draußen zu sein, wenn kein Mindestabstand von einem Meter eingehalten werden kann. Die Wienerinnen und Wiener seien diesbezüglich undiszipliniert, sagen nun die einen, die Exekutive schieße über das Ziel hinaus, sagen die anderen.

186 Anzeigen in vier Tagen

Die Zahlen: 186 Anzeigen wegen Verstößen gegen das Covid-19-Maßnahmengesetz gab es Stand Donnerstag, heißt es von der Landespolizei Wien. Die gehen nun zu den Bezirksämtern, die über etwaige Strafen und deren Höhe entscheiden. Schnell aber machten sich Erzählungen breit, die Polizei würde auch jene Personen auseinanderstampern, die eigentlich zusammen draußen sein dürfen – etwa Personen aus einem Haushalt. Eine Mutter sagt dem STANDARD, sie sei von der Exekutive aufgefordert worden zu gehen, als sie mit ihrer Tochter auf einer Parkbank saß. Eine andere Frau sagt, sie und eine Freundin seien weggeschickt worden, als sie auf einer Bank am Donaukanal saßen. Das Argument, sie würden zusammen wohnen, habe man nicht gelten lassen, weil die beiden unterschiedliche Meldeadressen hätten.

Man sei "in der Vollziehung auf Dialog aus", heißt es dazu von der Landespolizei Wien, doch wenn etwa – und das sei so passiert – jemand die Maßnahmen verletzt und dann angibt, ihm sei "fad", dann ziehe das eine Anzeige nach sich. Oft seien auch Sprachbarrieren der Grund für Anzeigen, heißt es aus dem Innenministerium, man werde daher künftig vermehrt mit Dolmetscherinnen und Dolmetschern sowie mit fremdsprachigen Beamten arbeiten.

Grundsätzlich könne man auch auf das Melderegister zugreifen, "aber die Kollegen werden nicht von jedem da draußen eine Meldeauskunft machen", so der Polizeisprecher. Es gehe in jedem Einzelfall um die Verhältnismäßigkeit. Und: Vor allem bei Schönwetter nehme man vermehrt Personen wahr.

Parks bleiben offen

Diese Schönwetterlage war es, die am Donnerstag eine Debatte rund um Spielplätze und Parks entfachte. Erstere waren vielfach bereits geschlossen, Letztere sollen folgen, war das Gerücht. Am frühen Nachmittag stellte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) klar: Beides bleibt offen, der Mindestabstand gelte aber auch dort. Man werde also in Zukunft vermehrt Polizisten antreffen, "die darauf drängen werden, diese Maßnahmen umzusetzen."

"Wir wissen, es ist keine einfache Zeit, auch nicht für die Polizei", so klingen diese Hinweise in einer polizeilichen Durchsage auf der Jesuitenwiese. "Bitte halten Sie sich an die Maßnahmen, damit sie bald wieder aufgehoben werden können. Wenn Sie sich nicht daran halten, dauern sie länger an und müssen möglicherweise verschärft werden."

Ein paar Meter weiter flattert das Absperrband um ein Klettergerüst. In Wien bleiben die Spielplätze zu, heißt es von der Stadt. (Gabriele Scherndl, 19.3.2020)